Karl Otto Goetz, der große Meister des Informel hat seine Kunst überlebt: Als er im Februar 2014 seinen 100. Geburtstag feierte, sprach die Welt längst nicht mehr vom Informel, doch sie ehrte den Namen von Goetz, der diesen Stil über Jahrzehnte zu ungeahntem Glanz geführt und fulminant seine Grenzen gesprengt hatte.
(...) WeiterlesenKarl Otto Goetz - Jägerleitoffizier und Untergrundmaler, erste Ausstellung in Wuppertal
Karl Otto Goetz wurde am 22. Februar 1914 in Aachen geboren, wo er an der Kunstgewerbeschule studierte und sich früh vom Surrealismus inspirieren ließ. Seine Experimente mit der abstrakten Kunst erregte schnell das Missfallen der nationalsozialistischen Machthaber, die ihn 1935 mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegten. Von 1939 bis 1945 musste Goetz als Soldat Dienst tun, in seiner spärlichen Freizeit schuf er heimlich weiter abstrakte Kunstwerke. Im Jahr 1940 wurde Heinrich Kühl der erste Kunsthändler von Karl Otto Goetz; durch diesen lernte er neben zahlreichen anderen bedeutenden Malern auch Otto Dix kennen, in dessen Atelier beide Künstler verbotene Musik aus der Schallplattensammlung von Goetz zu hören pflegten, unter anderem Werke von Debussy, Hindemith, Ravel und Strawinsky. Noch während des Krieges schloss Goetz Freundschaft mit Willi Baumeister, der ihm schließlich 1946 seine erste Einzelausstellung vermittelte.
Rakel statt Pinsel, Malen als körperliche Herausforderung
Nach dem Krieg wurde Karl Otto Goetz das einzige deutsche Mitglied der abstrakten Künstlergruppe CoBrA, Anfang der 1950er-Jahre wandte er sich dem Malwerkzeug zu, für dessen meisterlichen Gebrauch er berühmt wurde: dem Rakel, einem besonders breiten Spachtel, mit dem er die bereits aufgetragene Farbe wieder entfernte oder verteilte. Bekannt wurde auch seine Arbeit mit der Farbbürste, mit der er seine Farben unter teils enormen körperlichen Anstrengungen auf der am Boden ausgebreiteten Leinwand auftrug. Überhaupt betrachtete Goetz das Malen in Sonderheit als physische Herausforderung, der er sich mit ganzer Kraft stellte und dabei an das berühmte Action Painting des amerikanischen Künstlers Jackson Pollock erinnerte. Dabei agierte Goetz zwar stets aus einer gewissen Getriebenheit heraus und mühte sich auch um eine möglichst schnelle Ausführung, seine Werke besaßen aber dennoch stets eine überlegte, kontrollierte Struktur und folgten keiner unmittelbaren, spontanen Aggression, wie es zum Beispiel bei Pollock häufig der Fall war.
Karl Otto Goetz lehrte eine Generation der Meister
Während seiner über zwanzigjährigen Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtete Karl Otto Goetz Größen wie Gotthard Graubner, Sigmar Polke oder Franz Erhard Walther. Zu großem Ruhm mit der von Goetz gelehrten Spachteltechnik kam sein Schüler Gerhart Richter, der diesen Stil noch einmal auf eine eigene, neue Ebene hob. Über seine Jahrzehnte währende Karriere erhielt Karl Otto Goetz Preise und Auszeichnungen in hoher Zahl, erst gegen Ende seines Lebens wurde es, auch aufgrund einer zunehmenden Erblindung, ruhiger um den umtriebigen Künstler. In seinem letzten Jahrzehnt hatte sich Goetz noch einmal auf Experimente eingelassen und sich an für ihn ungewohnte Materialien wie Holz, Stahl und Ton gewagt. Den überwiegenden Teil seiner Werke hatte Goetz mit seinem Wahlpseudonym K. O. Götz signiert, eine ähnliche präzise Intensität wie ein wuchtiger K.O-Schlag in einem Boxkampf besaß auch seine Kunst, die er bis zu seinem Tod immer wieder neu erfand.
Karl Otto Goetz starb am 19. August 2017 im Alter von 103 Jahren in Wolfenacker.
Karl Otto Götz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: