Historismus-Armband Époque Napolèon III.
Oxydiertes Silber, 18 kt Gelbgold. Scharniertes Spangenarmband mit fein ziseliertem reliefplastischem Weinlaubdekor und zwei spiegelsymmetrisch angeordneten fliegenden Putti. Besetzt mit 23 Rubinen in geschlossenen goldenen Fasssungen. Mittig eingefügt eine große Wappenkartusche aus granatrotem Glasfluss mit Perlmutt-Verbödung und aufgelegtem Goldmonogramm "RL" unter Grafenkrone. Mittelstück herausnehmbar, die originale Broschierung verloren. Punzen: Pariser Garantiestempel für Silber und Gold, 1838 - 1919 (Tardy, 161), MZ (auf linkem Engelsflügel) "JW" in stehendem Rhombus zwischen Sternen. L ca. 19 cm. Gewicht 88,9 g.
Jules Wièse (Berlin 1819 - Paris 1890), um 1860.
Der gebürtige Berliner Julius Wièse machte eine Lehre beim preußischen Hofgoldschmied Johann Georg Hossauer. Er siedelte Ende der 1830er Jahre nach Paris über und trat als Werkstattleiter ins Atelier von Francois-Desiré Froment-Meurice ein. 1844 gründete er sein eigenes Atelier und ließ seine Firmenmarke registrieren, arbeitete aber weiterhin exklusiv für Froment-Meurice. Erst auf der Pariser Weltausstellung 1855 stellte er unter seinem eigenem Namen aus und wurde dafür mit einer Medaille 1. Klasse ausgezeichnet. Mit seinen preisgekrönten "bijoux sculptés" gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des französischen Historismus.
Literaturhinweise
Vgl. Hellmuth, Jules Wièse und sein Atelier, Berlin 2014, S. 222. Abb. 41 a zeigt ein weiteres Beispiel unseres Armbands mit vakanter Wappenkartusche. Dass Wièse beim Motiv der fliegenden Putti auf ein Gussmodell des Ateliers Froment-Meurice zurückgriff, lässt sich anhand eines Anhängers im Musée des Arts décorativs belegen. Dieser wird um 1845 datiert als Wièse noch für Froment-Meurice arbeitete (Abb. 40). "Auch das später entstandene florale Armband mit demselben Engelspaar über einem blutroten Glasstein in Kartuschenform ist anhand seines Firmenstempels eindeutig als selbstständige Wièse-Arbeit zu erkennen".