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Lot 1514 Dα

Ludwig Richter - Ansicht von Bajae in der Bucht von Neapel

Auktion 1076 - Übersicht Köln
19.11.2016, 14:00 - Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhundert
Schätzpreis: 240.000 € - 260.000 €

Ludwig Richter

Ansicht von Bajae in der Bucht von Neapel

Öl auf Leinwand. 34 x 43,4 cm.
Signiert und datiert unten rechts: LRichter 1830.

Dieses Gemälde aus norddeutschem Privatbesitz stellt die seit langem verschollene „Ansicht von Bajae in der Bucht von Neapel“ dar, die Ludwig Richter 1830 gemalt hat und im Verzeichnis des Künstlers unter Nr. 19 als „Fischer am Kastell von Bajä“ gelistet ist (Friedrich 1937, op. cit., Nr. 33; Dresden 2003/2004, op. cit., S. 182). Das Gemälde ist, wie der Künstler selbst in einem Brief schreibt, noch im Entstehungsjahr vom Sächsischen Kunstverein angekauft worden. Richter hat die Komposition in einer Tuschezeichnung und einer Radierung wiederholt, letztere für die Bilderchronik des Kunstvereins (Abb. 1). Die Komposition hat offensichtlich Eindruck gemacht, denn im obengenannten Brief verspricht der Künstler einem Sammler, eine Replik anzufertigen („…so male ich es mit vieler Lust noch einmal“). Bei dieser Replik dürfte es sich um das Gemälde von 1834 handeln, das eine leicht veränderte Komposition zeigt (Abb. 2) und sich heute im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befindet (Gal.-Nr. 2228 C).
Ludwig Richter zeigt im Vordergrund eine Gruppe von Fischern, die sich an der Küste zu einem gemeinsamen Mahl versammelt haben. Die Szenerie spielt sich an der Bucht von Neapel bei Pozzuoli ab, erkennbar an dem mächtigen, von den Aragonesen erbauten Kastell im Hintergrund. Richter besuchte Neapel, als er gemeinsam mit befreundeten Künstlern eine Wanderung von Rom nach Paestum unternahm. Die Künstlerfreunde bestiegen gemeinsam den Vesuv, besuchten u.a. Neapel, Capri und Amalfi. Richters Lebensbeschreibungen vermitteln das Vergnügen, das diese Wanderung der kleinen Schar junger Künstler bereitet hat: „In Neapel schloß sich nun eine neue Zauberwelt auf, recht eigentlich ein Paradies für den Landschaftsmaler.“ (vgl. Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, Selbstbiographie nebst Tagebuchniederschriften und Briefen, hrsg. v. Heinrich Richter, Leipzig 1909, S. 237)
Entstanden ist diese Ansicht von Bajae jedoch nicht in Italien, sondern nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Meißen, wohin er als Zeichenlehrer der Porzellanmanufaktur berufen wurde. Hier malte Richter eine Reihe italienischer Landschaften, darunter „Der Ponte Salaro bei Rom“ (1830), „Der Waldbrunnen bei Ariccia“ (1831) und „Die Rocca di Mezzo“ (1832).

Provenienz

Sächsischer Kunstverein, 1830. – Landbaukondukteur Kegel, Bautzen. – Geheimrat Dr. Müller, Dresden, 1876. – Pauline Brandes, Apolda. – R. von Zahn, Dresden, 1922. – Norddeutsche Privatsammlung. – Durch Erbgang norddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Viktor Paul Mohn: Ludwig Richter, 1803-1884, 6. Auflage, Leipzig 1921, S. 38. - Karl Josef Friedrich: Die Gemälde Ludwig Richters, Berlin 1937, S. 44f, Nr. 33 (= Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte Bd. 24). – Ausst.-Kat. Dresden 2003/2004: Ludwig Richter. Der Maler, hrsg. v. Gerd Spitzer u. Ulrich Bischoff, München/Berlin 2003, S. 182ff.

Ausstellung

Gedächtnisausstellung, Dresden 1903.