Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-1
Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-2
Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-3
Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-4
Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-5
Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-1Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-2Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-3Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-4Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen - image-5

Lot 4 Dα

Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen

Auktion 1105 - Übersicht Berlin
21.04.2018, 11:00 - Preußen I
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €

Barocke Kassette mit Widmung des Kronprinzen v. Preußen

Silber, getrieben, gewickelt und graviert. Auf acht gedrückten Ballenfüßen rechteckiger Korpus mit abgeschrägten Ecken. Die Wandungsseiten dekoriert mit getriebenen und gravierten Amoretten mit Kriegstrophäen; in den Schrägflächen und auf dem Fußwulst bewaldete Landschaften und Ruinenarchitektur. Der aufgewölbte Scharnierdeckel mit entsprechendem Dekor; das originale Kastenschloss mit Schlüssel. BZ Augsburg für 1663 - 66, MZ Hans Christoph I Petrus (um 1621 - 72, Seling Nr. 0650, 1602), Tremolierstich. Auf dem Innenboden eine eingelegte Platte mit Widmungsgravur der Kinder und Geschwister Kaiser WIlhelms II. "Dem Grafen Godard von Bentinck zu seinem siebzigsten Geburtstage am 3. August 1927 (...) zum Zeugnis ihrer Verehrung und Dankbarkeit." B 22,5; T 17,5; H 11 cm, Gewicht 745 g.
Augsburg, Hans Christoph I Petrus, 1663 - 66.

Am 9. November 1918 machte zum ersten Mal das Gerücht die Runde, der deutsche Kaiser habe abgedankt. Am Montag den 11. November meldeten dann niederländische Zeitungen, dass sich am gestrigen Morgen gegen 6.00 Uhr eine Reisegesellschaft in neun Autos an der Grenze bei Eijsden eingefunden und um Einreise ersucht habe, einer der Gruppe habe sich mit den Worten vorgestellt: "Ich bin Wilhelm von Hohenzollern, der Kaiser von Deutschland." Obwohl die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs mehrfach drängten, den Kaiser auszuliefern, beschloss die niederländische Regierung, den Kaiser und sein Gefolge als politische Flüchtlinge zu betrachten und aufzunehmen, wobei sich schnell die Frage nach dem "Wohin" ergab. Durch Vermittlung des königlichen Kommissars van Lynden wurde zunächst eine Einladung des Grafen Bentinck auf Schloss Amerongen ausgesprochen, dessen Familie mit zahlreichen deutschen Adelshäusern verknüpft war.
Am 11. November reiste der Kaiser und sein Gefolge mit einer Abordnung der niederländischen Regierung an. Der Aufenthalt in Amerongen - zunächst für drei Tage gedacht - dauerte schließlich bis zum 14. Mai 1920, als die kaiserliche Familie endlich ihr neu erworbenes Zuhause im nur zehn Kilometer entfernten Doorn beziehen konnte. Die Kinder Wilhelms II. waren, vor allem nach dem Tod Ihrer Mutter Kaiserin Auguste Victoria und der Wiederverheiratung des Vaters 1922, auch später häufig auf Schloss Amerongen zu Gast, wenn sie Haus Doorn besuchten - und überreichten dem Hausherrn zum 70. Geburtstag die vorliegende, wohl aus alten Hohenzollernschen Beständen stammende Kassette. Beiliegend ist eine von Wilhelm II. handsignierte Fotografie des Kaisers mit Graf Godard v. Bentinck und seiner Familie vor Schloss Amerongen.

Provenienz

Graf Bentinck schenkte die Kassette dem letzten auf Schloss Amerongen verbliebenen Bediensteten; seitdem blieb sie in Familienbesitz.

Literaturhinweise

Vergleichbare Augsburger Arbeiten abgebildet bei Seling 1980, Nr. 281, 552 f.

Ausstellung

Soveel Eer en Gunst, Vorstelijke geschenken van. Keurvorst en Keizer , Stichting Kasteel Amerongen, Juli - November 1993.