Lot 279 D

Mit 15 Jahren geschrieben und nur wenige Jahre später zur Uraufführung gebracht, gilt Alfred Jarrys anarchische Farce „Ubu roi“ („König Ubu“) als Meilenstein des modernen Theaters. Die zeitgenössische Kritik nahm Jarrys Herrschaftssatire wenig überraschend als obszöne Provokation auf, umso größer war die Begeisterung unter den Künstlerkollegen. Uraufgeführt im Jahre 1896 vor Bühnenbildern von Toulouse-Lautrec und Bonnard wurde die Figur des gefräßig-zerstörerischen Monstrums Ubu schnell zu einer Ikone der Dadaisten und Surrealisten, aber auch zu einer wichtigen Referenz für Fluxus und Happening.
Formal zeichnet sich die groteske, bisweilen vulgäre Sprache des König Ubu durch die graphische wie phonische Deformation einzelner Begriffe aus und erlangt in Ihrer völlig neuen, teils absurd-schrägen Semantik ihre typische Qualität. Unsere Arbeit knüpft an dieses formale Charakteristikum an, wenn der junge König Ubu gemeinsam mit einer Reihe von Buchstaben in Bewegung gerät, die sich vor den Augen des Betrachters unwillkürlich zu einem rustikalen „Putaine“ zusammenfügt. Joan Miró beschäftigt sich in seinem Werk wiederholt mit Jarrys satirischem Stück und vermag die Figur des Ubu mit seiner nur vordergründig naiven Formensprache umso skurriler darzustellen. Wie nur wenige andere Werke des Künstlers stellt sich unserer Zeichnung in der ausgewiesenen Verbindung von Sprache und Figur dabei als besonders pointierte Auseinandersetzung mit „Ubu roi“ dar.