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Lot 538 Dα

Régence-Schreibkommode

Auktion 1140 - Übersicht Köln
15.11.2019, 14:00 - Kunstgewerbe II
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €

Régence-Schreibkommode

Palisander, Schildpatt, Messing, Zinn und blau gefärbtes Horn auf Weichholz, vergoldetes Horn, erneuerter, goldgeprägter Filz auf Schreibplatte, vergoldete Bronze, marmorierte Tapete. A deux corps. Vierschübige Schreibkommode mit drei konkaven Seiten und über Eck gestellten, vorgesetzten Beinen auf Huffüßen. Platte nach vorne aufklappbar, darunter kleines Fach mit drei Schüben. Separater Aufsatz mit zentralem Fach unter erhöhtem Aufbau zwischen jeweils drei Schüben. Alle Schübe mit reichem Bandelwerk in Boulle-Marketerie, auf der Tür des Aufsatzes die Darstellung der Abundantia mit einem Füllhorn in einer Nische stehend. Ältere Schäden durch Insekten, punktuelle Verluste. H 133, B 95, T 71 cm.
Bayern, 1720 - 30.

Heinrich Kreisel und später Georg Himmelheber erwähnen einen Schreibtisch, der heute in Schloss Berchtesgaden steht, mit einer Signatur CSB. Von dem gleichen Meister, von dem lediglich bekannt ist, er habe zwischen 1720 und 1730 in Augsburg und München gearbeitet, befindet sich eine ebenso signierte Kassette im Bayerischen Nationalmuseum. Stilistisch sind beide dem angebotenen Stück sehr nah. Insbesondere der Schreibtisch ähnelt in der Art des Aufbaus und der Verwendung der Marketerie dieser Schreibkommode.
Interessant ist eine genaue Betrachtung der Allegorie in der Mitteldarstellung. Es existiert keine gezeichnete oder gedruckte Vorlage. Das Motiv wurde nur bei zwei weiteren Schreibmöbeln von Bernard II van Risamburgh verwendet, die beide für Kurfürst Max Emanuel von Bayern gebaut worden sind. Beide Möbel, heute im Louvre und im Getty Museum, sind mit Monogramm oder Wappen Max Emanuels versehen. Die beiden Möbel müssen in München gestanden haben und Meister CSB bekannt gewesen sein, um die Vorlage nachbilden zu können.
Wir danken Herrn Max Tillmann, Schwäbisch-Gmünd, für wissenschaftliche Hinweise.

Provenienz

Süddeutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

Abgebildet bei Tillmann, The Impact of Boulle furniture at the court of Elector Max Emanuel, in: Baroque Furniture in the Boulle Technique, München 2013, S. 170, Abb. 9.
Das Möbel erwähnt bei Eickelmann (Hg), Prunkmöbel am Münchner Hof, München, 2011, S. 92.
Das Möbel erwähnt bei Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, Band I, München 1968, S. 142.
Vgl. Darstellung der Abundantia bei Wilson, Baroque and Régence, Los Angeles 2008, S, 85.
Vgl. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 2008, S. 120.