Acht Teile aus dem königlichen Service für den Großfürsten von Russland - image-1

Lot 199 Dα

Acht Teile aus dem königlichen Service für den Großfürsten von Russland

Auktion 1150 - Übersicht Berlin
16.05.2020, 12:00 - Preußen-Auktion
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Acht Teile aus dem königlichen Service für den Großfürsten von Russland

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Modell 631, Englischglatt. Bestehend aus einer kleinen Terrine mit Deckel, einem Speiseteller, vier Desserttellern und zwei Dessertschalen. Alle Teile dekoriert mit dem Doppeladler unter Kaiserkrone, das russische Wappen und das Familienwappen des Hauses Holstein-Gottorp haltend. Blaumarke Zepter, diverse Press- und Ritzzeichen, grüne Inventarnummern G.28291 auf fünf Teilen. Terrine H 15,8, D 14,9 cm.
Berlin, KPM, 1778.

Die Order für das Service ist am 5. Juni 1778 in den Schatullrechnungen Friedrichs II. verzeichnet. Der preußische König bestellte ein "Tafel-Service für den Großfürsten von Rußland". Es sollte "mit dem russischen Wappen und sehr reicher Vergoldung" dekoriert werden. Ein Lieferungsdatum wird nicht genannt. Das Service wurde vermutlich von der Manufaktur direkt nach Russland verschickt.
Großfürst Pawel Petrowitsch (1754 - 1801), war von 1762 bis 1773 Herzog von Holstein-Gottorp und regierte bis zu seinem Tod 1801 als Paul I. das Russische Reich. Noch vor seinem Amtsantritt und erstaunlicherweise nachdem er auf das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorp verzichten musste, erhielt er das Service. Ein weiterer möglicher Anlass der Schenkung wäre seine Hochzeit mit Sophie Dorothee von Württemberg 1776. Im Allgemeinen wird die Bestellung Friedrichs II. interpretiert als sein Wunsch, den russischen Kronprinzen politisch zu beeinflussen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts befand sich das Service in Schloss Gattschina. In den Inventarlisten von 1884 werden insgesamt 357 Teile gelistet. Nach 1917 kamen diese Stücke in das Museum Gattschina. 1938 wurden 58 Serviceteile durch das 1925 gegründete Antikvariat (Zentralstelle für den Ankauf und die Realisierung antiker Objekte) verkauft. Unter dem Namen dieser Organisation exportierte die Sowjetunion von 1918 bis 1938 zahlreiche Kunstwerke und bot sie auf dem Westmarkt an. Mit großer Sicherheit stammen auch die Stücke dieses Lots aus einem der Verkäufe.

Provenienz

Kopenhagener Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zur Bestellung s. Lenz, Bd. 1, Berlin 1913, S. 16.
Teile des Services abgebildet bei Köllmann/Jarchow, Berliner Porzellan, Bildband, München 1987, Nr. 291 a/b (aus Berliner Privatbesitz, Schloss Charlottenburg und der Sammlung bErliner Porzellan im Belvedere).
Zahlreiche Stücke verst. Christie´s London, Galerie Popoff, 12. Oktober 2009, Lot 156.