Postament mit prächtigen Bataillenszenen
Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Gestuft ansteigend, seitlich gerundet, belegt mit vier Rocaillenkartuschen im Relief. Zwei äußerst fein gemalte, vielfigurige Kampfszenen zu Land und Wasser, auf den Seitenflächen Soldaten in der Rast. Blaumarke Schwerter. Bestoßungen an den Rändern. Späterer Schaleneinsatz in vergoldetem Silber. H 11, B 24,7 cm.
Meissen, Mitte 18. Jh.
Es erstaunt zunächst, dass realistische, auch drastische Darstellungen von Kriegsereignissen zum malerischen Repertoire einer Porzellanmanufaktur zählen. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Kriegsführung als höfische Kunst galt, also zum Alltag vieler Besteller gehörte, zumindest aber oft in deren Erinnerung fortlebte. In Meißen wurde nicht nur das erste Formenrepertoire entwickelt, sondern auch die malerischen Sujets auf Porzellan. Die Kupferstiche von Jacques Callot aus dem Dreißigjährigen Krieg prägten ein Genre, in dem nachfolgend auch Philips Wouwerman und Georg Philipp Rugendas tätig waren. Ihre Stiche wurden in der Manufaktur z.B. von Philipp Ernst Schindler, Johann George Heintze oder Bonaventura Häuer als Vorlagen für die Bemalung bestimmter Stücke verwendet, die in ihrer Aussage darüber hinausgingen, was man von den Tischporzellanen als „conversation piece“ erwartete. Auf diesem Postament könnte eine Porzellanuhr oder eine allegorische Figurengruppe gestanden haben, jedenfalls ein Objekt, das den Gedanken des Memento mori, der Vergänglichkeit, vergegenwärtigt und den Betrachter auffordert, sein Handeln zu hinterfragen.
Provenienz
Christie's London am 17. Oktober 1977, Lot 170.
Erworben bei Christie's London am 28. März 1983, Lot 138.
Literaturhinweise
Abgebildet im Kat. Blütenlese. Meißener Porzellan aus der Sammlung Tono Dreßen, München 2018, S. 135, Nr. 93.