Das größte Möbel aus der Neuwieder Roentgen-Werkstatt
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Lot 1196 Dα

Das größte Möbel aus der Neuwieder Roentgen-Werkstatt Kommodenaufsatzschrank von Abraham Roentgen

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €

Das größte Möbel aus der Neuwieder Roentgen-Werkstatt
Kommodenaufsatzschrank von Abraham Roentgen

Nussmaser, Mahagoni, brandschattiertes Ahornfurnier und Elfenbein auf Eiche, Nuss massiv, Messing, vergoldete Bronze. A deux corps. Dreischübige bombierte Kommode mit betonten rocailliert geschnitzten Knien auf ebenso geschnitzten Zargenfüßen, die Ecken am obersten Schub leicht konkav, mit jeweils drei Messingkanneluren. Der obere Abschluss der Schubfront verziert mit Rocaillenschnitzerei. In den traversen Messingkanneluren. Herausziehbare Schreibplatte über dem obersten Schub. Zweitüriger Aufsatzschrank unter großem verkröpftem Bogen mit geschnitzter Mittelkartusche und Ligaturmonogramm AVK. Gerundete Seiten über drei Kanneluren. In den Türfüllungen zwei weibliche Figuren in Rocaillen sitzend unter Behangornamenten. Allseitig feine symmetrische und kreuzförmige Maserfurniere. Innen Fächer und Schübe in massiver Eiche. H ca. 261, B 171, T 75 cm
Neuwied, um 1755.

Der Kommodenaufsatzschrank ist eines der größten, wenn nicht sogar das größte Möbel, das die Werkstatt von Abraham Roentgen in Neuwied verlassen hat. Trotz des sehr linearen Aufbaus und der flächigen Front wirkt es bewegt. Dieser Eindruck wird erzielt durch den geschnitzten Rocaillendekor, aber auch durch die Oberflächenstruktur. Die mit Messing gefüllten Kanneluren ziehen den Blick des Betrachters nach oben, so dass sich der Focus auf die Türen richtet, die Maserung und feinen Details der Einlagen. Das Furnierbild der Türfronten ist jeweils doppelt gespiegelt, der kreuzpassige Fond bildet einen perfekten Hintergrund für die vertikal aufgebauten Elfenbeinbilder.

Der Schnitzdekor ist ein typisches Kennzeichen der frühen Neuwieder Werkstatt Abraham Roentgens. Der Ebenist setzte geschnitzte Akzente an den Beinen und Zargen seiner Möbel, an Tischen, Stühlen, Kommoden - und wie im seltenen Fall hier, an einem großen Aufsatzmöbel. Muscheln, Rocaillen und Akanthusblätter wechseln sich in vielfachen Variationen ab. Die Vorbilder dafür sind in England zu finden, wo Abraham Roentgen in seiner Gesellenzeit gearbeitet hat, bevor er sich der Herrnhuter Brüdergemeine anschloss und wieder auf das Festland zurückzog. Gegen Mitte der 1760er Jahre verschwinden die Schnitzdekore. Nach der Übernahme der Werkstatt durch den Sohn David wird der Übergang zum Klassizismus allmählich vollzogen. Die Möbelkörper verlieren an Masse, die Architekturen werden fragiler, eleganter. Die Marketerien, auch schon bei Abraham zur Perfektion gebracht, treten in den Vordergrund, werden bildhafter und beherrschen die Oberflächengestaltung.

Provenienz

Neumeister München Auktion 207, 17./18.3.1982, Lot 616.
Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Abgebildet bei Fabian, Roentgenmöbel aus Neuwied, Bad Neustadt 1986, Abb. 314-320.
Abgebildet bei Fabian, Abraham Roentgen als Schnitzer, Bad Neustadt 1994, Abb. 16-20.
Abgebildet bei Fabian, Abraham und David Roentgen, Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst, Bad Neustadt 1996, Nr. 261.