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Lot 29 Dα

Barocke siebenbürgische Rosettenschließe

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Barocke siebenbürgische Rosettenschließe

Silber, getrieben, vergoldet. Runde massive Buckelspange aus zwei gestuft getriebenen konzentrischen Ringen mit fein ziselierten floralen Randbordüren und üppigem appliziertem Reliefdekor. Symmetrisch gegliedert durch 12 stilisierte Fleur-de-Lys sowie durch spiralförmige Meeresschnecken-Motive und Akanthuslaub. Reich dekoriert mit 29 Farbsteinen und 18 gestifteten natürlichen Flussperlen. Die Fleur-de-Lys-Motive dekoriert mit je einem tafelförmig geschliffenen Granat, Smaragd oder Bergkristall in hoher aufgeschraubter Kastenfassung. Alternierend mit grün emaillierten Blattrosetten, mittig akzentuiert durch je eine Perle. Im Zentrum der Rosette gefasst mit einer oktogonalen Kamee aus schwarzer Glaspaste (pâte de verre) mit Profilbildnis eines Mannes nach links, gerahmt von einem Kranz aus Perlen sowie krappengefassten Granat- und Türkiscabochons. Rückseitig angebrachte Haken-Ösenschließe, der scharnierte zungenförmige Dorn mit appliziertem Kordeldraht. Auf dem Dorn zweifach gestempelt: MZ "PK" von Paulus Kirtscher, Goldschmied aus Hermannstadt (Nagyszeben), Ungarn, 1596, gestorben 1609. Nur noch Reste des grünen Emails vorhanden. Durchmesser 11,1 cm. Gewicht 340,0 g.
Hermannstadt (Nagyszeben), Ungarn, Paulus Kirtscher, um 1600.

Diese prächtige und gut erhaltene Brustrosette aus Vermeil ist ein typisches Beispiel der ungarischen Goldschmiedekunst aus der Zeit um 1600. Das sogenannte "Heftel" oder auch "Brustheftel" gehörte zum repräsentativen Festtagsschmuck der Siebenbürger Patrizierin. Dieser Schmuck hatte eine lange Tradition: Vom Mittelalter bis zum Barock diente er als Pektoral-Schließe des Frauenmantels. Seit dem 18. Jahrhundert wurden diese Rosetten aus Goldfilfigran gearbeitet, waren also wesentlich leichter und wurden als Korsagenbroschen zur volkstümlichen Festtagstracht getragen.

Literaturhinweise

Zur Meistermarke vgl. Elemér, Merkzeichen der Goldschmiede Ungarns vom Mittelalter bis 1867, 1936, S. 243, Nr. 1359. Vgl. Fodor, Baroque Splendor, The Art of the Hungarian Goldsmith, 1994, S. 162, Nr. 120; S. 163 Nr. 121; S. 166 Nr 132. Hier drei stilistisch sehr ähnliche Rosettenschließen abgebildet, die sich alle in der Sammlung des Museums Magyar Menzeti in Budapest befinden. Zwei dieser Schließen auch illustriert im Ausstellungskatalog "Schätze des ungarischen Barock", Deutsches Goldschmiedehaus Hanau 1991, Nr. 151 und 152, die zweite ziert das Titelbild des Katalogs. Eine Hermannstädter Rosettenbrosche des Goldschmieds M.O. Johannes II. Süßmilch versteigert bei Christie's New York, 17. Mai 2011, Lot 112.

Ausstellung

„Vers Désir“, TREMA Musée des Arts ancien du Namurois, Oktober 2020.