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Lot 93 Dα

Bedeutendes Weihwasserbecken

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €

Bedeutendes Weihwasserbecken

Silber; vergoldet. Eine getriebene, naturalistisch ausgeführte baumbestandene Felslandschaft bildet den hochovalen Rahmen für ein fein ziseliertes Relief mit der Darstellung der Heilung des Naaman (2. Könige, 5,5 - 14). Im Zentrum der Komposition erkennt man den Heerführer des syrischen Königs neben seinem Wagen und seinen Pferden. Zu seiner Rechten der Prophet Elisa, der ihn auffordert, siebenmal im Jordan zu baden, um von seinem Aussatz geheilt zu werden. Das konsolenartig ausgeführte untere Drittel des Reliefs bildet das den Jordan symbolisierende Weihwasserbecken unter einem gemauerten Brückenbogen. An der Unterseite eine kleine Schraube zum Ablassen des Wassers. Nachträgliche Marken: Spätere Garantie für das Département 26 (Brüssel), Feingehalt 800, 1798 - 1809, Gratis-Übergangsstempel von 1809 (Rosenberg Nr. 5852, 5863, 5891), MZ Jean Baptiste Joseph t'Serstevens (Stuyck Nr. 1695). H 34,3; B 29; T 7,5 cm, Gewicht 1.769 g.
Wohl süddeutsch, Ende 17. Jahrhundert.

Das skulpturale Weihwasserbecken ist mit großer Sicherheit eine süddeutsche Arbeit des 17. Jahrhunderts. Die überragende Qualität der Treibarbeit und die lebendige Oberflächenbehandlung der Körper, Draperien und Landschaftselemente lassen Vergleiche mit dem Augsburger Meister Johann Andreas Thelot zu, dessen Reliefs zu den herausragenden Arbeiten seiner Zeit gehören.

Der Brüsseler Meister Jean Baptiste Joseph t'Serstevens, dessen Marken erst im frühen 19. Jahrhundert eingeschlagen wurden, zählte zu den vermögendsten belgischen Silberschmieden seiner Zeit - und belieferte unter anderem den Grafen von Merode und den Marquis von Deinze. Entweder erwarb t'Serstevens das Objekt als Händler, um es zu restaurieren und weiterzuverkaufen, oder er wurde von dessen Eigentümer mit seiner Reparatur beauftragt; an der Rückseite befindet sich etwa eine vergoldete Silberplatte, die nachträglich zur Stabilisierung angelötet wurde. In beiden Fällen würde er sein Meisterzeichen eingeschlagen haben, bevor das Objekt seine Werkstatt wieder verließ.

Wir bedanken uns bei Herrn Prof. Dr. Johan ter Molen, Apeldoorn, für freundliche Auskünfte.

Literaturhinweise

Zu t'Serstevens vgl. Dievoet, Dictionnaire des Orfèvres de Bruxelles au XIXe Siècle, Brüssel Löwen 2003, S. 343 ff. Zu Thelot vgl. Praël-Himmer, Der Augsburger Goldschmied Johann Andreas Thelot, München 1978, Abb. 79.