Mutter und Kind/ Anbetung - image-1

Lot 807 Dα

Mutter und Kind/ Anbetung

Auktion 1184 - Übersicht Köln
19.11.2021, 11:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €

Mutter und Kind/ Anbetung

Wirkerei in farbiger Wolle und Seide. Tapisserie mit Halbfigur Maria und dem schlafenden Jesuskind. Unten rechts fragmentarische Signatur und Datum "176?". Ältere Reparaturen, hauptsächlich in den unteren Ecken. Späterer Rahmen H 91,5, B 72,8 cm.
Rom, manifattura di San Michele, zugeschrieben, wohl nach Jacopo Amigoni, 1760er Jahre.

Dieser Wandteppich wird Webern zugeschrieben, die in Rom in der Manufaktur San Michele arbeiteten, die 1710 von Papst Clemens XI. als Ergänzung zu den Woll- und Färbewerkstätten des Waisenhauses von San Michele a Ripa gegründet worden war. Die dort produzierten Tapisserien waren technisch anspruchsvoll, prachtvoll gewebt, manchmal sogar mit Goldlahn. Sie wurden auch als diplomatische Geschenke übergeben. Gemälde aus der Sammlung des Vatikans mit religiösen Sujets dienten als Vorlagen, Darstellungen der Evangelisten, der Heiligen Petrus und Paulus, Apostelfürsten und Schutzheilige Roms, ebenso wie die für katholische Kirche äußerst wichtige Hl. Muttergottes. Viele dieser Tapisserien sind kleinformatig, wie die heute noch existierenden und publizierten Beispiele belegen.
Ähnliche Anbetungen wurden auch schon im 17. Jahrhundert in Brüssel produziert, meist nach Vorlagen von Rubens und Umkreis. Ilya Churilov webte noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts einen ähnlichen Bildteppich für die russische Zarenfamilie (Eremitage-Museum St. Petersburg, Inv.Nr. ERT 16190 und ERT 18748).

Literaturhinweise

Vgl. Göbel, Wandteppiche, II. Teil. Die romanischen Länder, Leipzig 1928, Abb. 443, die etwas frühere, aber sehr ähnliche Anbetung aus den Vatikanischen Sammlungen.
Vgl. auch die trauernde Maria, der Bildteppich aus der Sammlung The Metropolitan Museum of Art New York, acc.no. 88.3.107.
Vgl. Heinz, Europäische Tapisseriekunst des 17. und 18. Jahrhunderts, Wien-Köln-Weimar 1995, S. 295 f.
S.a. González-Palacios, Arredi e ornamenti alla corte di Roma, Mailand 2004, S. 69 (der schlafende Putto von Guido Reni im Palazzo Barberini) und S. 230.
Für einen ähnlichen kleinformatigen flämischen Bildteppich s. Gray Bennet, Five Centuries of Tapestry. The Fine Art Museum of San Francisco 1992, Nr 59 f.