Jan van Dornicke, gen. Meister von 1518 - Triptychon mit der Anbetung der heiligen drei Könige - image-1

Lot 1502 Dα

Jan van Dornicke, gen. Meister von 1518 - Triptychon mit der Anbetung der heiligen drei Könige

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 400.000 € - 450.000 €

Jan van Dornicke, gen. Meister von 1518

Triptychon mit der Anbetung der heiligen drei Könige

Öl auf Holz (die Mitteltafel parkettiert). Mitteltafel 92,5 x 56 cm, Seitenflügel jeweils 91,5 x 24,5 cm.

Vor einer mit Renaissancemotiven durchsetzten Ruinenarchitektur, die sich einheitlich über die Mittel- und Seitentafeln des vorliegenden Triptychons erstreckt, wird die Anbetung des Jesuskinds durch die Heiligen Drei Könige dargestellt. Auf der mittleren Tafel überreicht der älteste König dem auf dem Schoß der Madonna sitzenden Jesuskind seine Gabe. Durch den in der Mitte dahinter stehenden Josef ergibt sich eine harmonische Dreieckskomposition dieser drei Figuren. Die beiden weiteren Könige werden auf je einem Seitenflügel wiedergegeben.
In seinem grundlegenden Aufsatz von 1915 "Die Antwerpener Manieristen von 1520“ hat Max J. Friedländer das vorliegende Triptychon einem Maler zugeordnet, für den er den Namen „Meister von 1518“ prägte. Dieser Notname bezog sich auf die 1518 datierten Seitenflügel eines Altars in der Lübecker Marienkirche. Georges Marlier hat diesen Meister 1966 mit dem aus Tournai stammenden Maler Jan Mertens van Dornicke identifiziert, was in der Literatur weitgehend übernommen wurde. Auch Marlier hat unser Triptychon diesem Meister zugeordnet.
Jan Mertens van Dornicke wurde 1505 Lehrling bei Jan Gossaert und war 1509/10 als Freimeister in der Antwerpener Lukasgilde verzeichnet. Er spielte eine zentrale Rolle in der Antwerpener Kunst des frühen 16. Jahrhunderts und führte zusammen mit seiner Werkstatt zahlreiche Altarbilder aus, insbesondere mit Szenen aus dem Leben Christi und Mariens. Sein Schwiegersohn war Pieter Coecke van Aelst, der möglicherweise seine Werkstatt übernahm.
Das vorliegende, bestens erhaltene Triptychon zeigt alle Charakteristika des Stils von Jan Mertens van Dornicke, darunter seine Vorliebe für Kompositionen mit wenigen Figuren. So sind die Seitenflügel hier jeweils nur mit einem König besetzt, was die Figuren nahezu monumental erscheinen lässt. Kennzeichnend für den Meister sind auch die länglich geformten Köpfe mit geraden Nasen und kurzem Kinn, sowie die schmalgliedrigen Hände mit gestreckten Fingern. Die für den Künstler charakteristischen schweren Stoffe mit breitem Faltenwurf finden sich insbesondere bei den beiden Königen auf den Seitentafeln.
Mit dem kräftigen Kolorit der kostbaren Gewänder entfaltet sich die biblische Szene der Anbetung vor der moderne Renaissancemotive aufgreifenden Ruinenarchitektur, die auf der Mitteltafel einen Ausblick auf eine Stadt und auf den Seitentafeln auf eine harmonische, baumbestandene Landschaft unter einem weiten Horizont freigibt.

Provenienz

M. le vicomte de Ruffo de Bonneval de la Fare. - Auktion Galerie Fievez („Catalogue des tableaux anciens composant les collections de M. le vicomte de Ruffo de Bonneval de la Fare et de M. P.d.B.D.F. et d'une tapisserie française, époque Louis XV“), Brüssel, 23.5.1900, Lot 8 (als Schule des Bernard van Orley). - Slg. F. Franchomme. - Charles van Hove, Brüssel, seitdem in Erbfolge. - Auktion Christie’s, Amsterdam, 11.5.2011, Lot 47. - Dort vom jetzigen Eigentümer erworben.

Literaturhinweise

Max J. Friedländer: Die Antwerpener Manieristen von 1520, in: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen 36, 1915, S. 65–91, hier S. 83, Nr. 62. - Georges Marlier: Pierre Coeck d'Alost, Brüssel 1966, S. 126, Nr. 4. - Max J. Friedländer: The Antwerp Manierist (=Early Netherlandish Paintings, Bd. XI), Leiden u. Brüssel 1974, S. 76, unter Nr. 89.