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Lot 351 Dα

Fragment eines Kamms

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €

Fragment eines Kamms

Elfenbein. Vier oben und unten mittig paarweise angeordnete Lochbohrungen von ca. 1 mm Durchmesser. H ca. 4,8, B 9,5 cm, montiert in schwenkbaren Plexiglasständer H 14, B 21,2, T 6,1 cm.
Norditalien/ Venedig, zugeschrieben, Ende 14. Jh.

Der Kamm war seit der Antike ein grundlegendes Instrument der Körperpflege, das sowohl von Männern als auch von Frauen benutzt wurde. Luxuriös verzierte Kämme aus dem exotischen und damals seltenen kostbaren Elfenbein sind hingegen erst aus dem Mittelalter bekannt. Diese außerordentlichen Stücke waren Statussymbole, die Besitzer ausschließlich wohlhabende Damen oder eben Herren.
Der gotische Kamm ist immer auf beiden Seiten dekoriert und besteht aus zwei Zinkenreihen, einer feinen und einer breiteren, oberhalb und unterhalb der Erzählstreifen. Diese Zinken sind hier nicht mehr vorhanden, aber durch die Montierung vorstellbar. Das Material hat den Vorzug, leicht schnitzbar und dennoch formstabil zu sein, die Zinken konnten also fein scharf zugespitzt werden.
Für Verzierungen bot sich der breite Mittelbereich des Kamms zwischen den Zinkenreihen an. Dort fanden nicht nur stilisierte Blattranken, sondern auch figurale Motive Platz, Minnedarstellungen und gelegentlich biblische Themen, die friesartig angeordnet waren.
Auf einer Seite dieses Erzählstreifens sind vier Frauen dargestellt, die im Profil nach links auf eine Architektur zulaufen, auf eine geöffnete Pforte. Sie tragen schmale hohe Kerzen oder Fackeln. Möglicherweise handelt es sich hier um vier der fünf klugen Jungfrauen (Matthäus 25, 1-13). Auf der anderen Seite des Kamms befinden sich drei nach links gehende Frauen, zwei davon halten sich an den Händen, zwischen ihnen steht ein Baum, die hintere Frau halt die Hand eines Narren, den wiederum eine weitere Frau am Zipfel seiner Kappe hält. Diese Szene könnte sich auf die törichten Jungfrauen beziehen. Der Kamm wurde also vermutlich für eine Dame angefertigt mit dem Hintergrund einer moralischen Belehrung.

Zertifikat

Vermarktungsgenehmigung für den EU-Binnenmarkt vorhanden (Nr. DE-K-230201-15).

Literaturhinweise

Vgl. das Kammfragment in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art, New York, acc.no. 17.190.244.
Vgl. den Kamm im Victoria and Albert Museum London, acc.no. 5607-1859 und den Kamm acc.no. 151-1879.
Zum Narr im Zusammenhang mit den törichten Jungfrauen s. Kirschbaum (Hg), Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg 1971, 3. Bd., S. 315.