Büste einer jungen Frau, Rahel - image-1

Lot 432 Dα

Büste einer jungen Frau, Rahel

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €

Büste einer jungen Frau, Rahel

Weißer Marmor. Auf Rundsockel H 55, B ca. 39 cm.
Mailand, Democrito Gandolfi (1797 - 1874), zugeschrieben, um 1840 - 50.

Diese schöne klassizistische Büste kann als Rahel identifiziert werden, die Lieblingsfrau Jakobs und eine der Mütter Israels. Eine ähnliche weitere Darstellung schuf der in Bologna geborene Bildhauer Democrito Gandolfi 1846 für den Frankfurter Textilunternehmer und Kunstsammler Heinrich Mylius (1769 - 1854), dessen Residenz, die Villa Vigoni, am Comer See gelegen war. Bereits 1839 beschäftigte sich Gandolfi mit dem Thema bei der großen Skulpturengruppe Rahel und Jakob, die sich heute im Kunsthistorischen Museum Wien befindet. Für diese Gruppe entwickelte er ein Bild der Rahel, das für sein späteres Werk verbindlich wurde.
Die Büste, à l'antique, zeigt Rahel, leicht nach links gewandt, den Blick nach oben gerichtet, mit einem kunstvoll im Kopf und Kinn gebundenen Turban bekleidet. Im allgemeinen wird diese Kopfbedeckung, die in der Epoche Napoleons nach 1803 in Mode kam, mit der berühmtesten Trägerin, Pauline Borghese, in Verbindung gebracht. 1795 vollendete Johann Gottfried Schadow seine Prinzessinnengruppe, für die die spätere Königin Luise von Preußen eine gleiche Haarmode trägt. Für Luise wird diese Haarmode ein Alleinstellungsmerkmal, denn zahlreiche spätere Porträts zeigen sie mit dem Tuch unter dem Kinn. Democrito Gandolfi stellt diese Mode in einen neuen Kontext. Die wiederholte Darstellung der Rahel mit exakt demselben Turban und kunstvoll geflochtenem Haarknoten dient nicht nur der Charakterisierung einer elegant gekleideten Frau aus der antiken Vergangenheit, sondern wird explizit Kennzeichen einer Figur aus dem Alten Testament.
Democrito Gandolfi (1797 - 1874) betrieb seit 1836 ein Atelier in Mailand. Er arbeitete im Stil von Bertel Thorvaldsen, schuf Büsten und Porträts, überwiegend als Grabskulpturen.

Literaturhinweise

Bacchi, A Taste For Sculpture II, Tipografia Editrice Temi
Costarelli, Democrito Gandolfi, Tipografia Editrice Temi