Südtirol um 1490/1500
Hl. Stephanus
Lindenholz, dreiviertelrund geschnitzt, auf der Rückseite abgeflacht und tief ausgehöhlt. Ältere farbige Fassung, in Teilen übergangen. Auf Vorderansicht gestaltete qualitätvolle Ganzfigur des jugendlichen Märtyrers, dem als kennzeichnendes Attribut die Steine auf seiner linken Hand beigegeben sind. Die Skulptur gehört zu einer Gruppe von Bildwerken aus dem engeren Umkreis des Brixener Bildhauers Hans Klocker, die sich von den Werken Klockers durch ihre ungewöhnlich schlanken Proportionen und die schmalen Kopfformen unterscheiden, wohingegen die Faltengebung der Gewänder dem Formenschatz der Klocker-Werkstatt entsprechen. Nahe verwandt sind die Schreinfiguren eines 1496 datierten Altars in den Museés Royaux d´Art et d´Histoire in Brüssel. Nach Albrecht Miller ist somit anzunehmen, dass der Schnitzer unserer Stephanusskulptur für einige Zeit in der Werkstatt Hans Klockers tätig gewesen ist.
Ehemals eingesteckte rechte Hand verloren. Bestoßungen mit nur geringfügigen Verlusten. Höhe 127 cm.
Zertifikat
Dr. Albrecht Miller, Ottobrunn 26.2.2023.
Provenienz
Sammlung Friedrich Lippmann, Berlin. - Deren Versteigerung bei Rudolph Lepke, Berlin 26.11.1912, Lot 119, Taf. 44 (als Michael Pacher). - Deutsche Sammlung.
Literaturhinweise
Zu dem vergleichbaren Altar in Brüssel siehe Theodor Müller: Gotische Skulptur in Tirol, Bozen 1976, S. 32, Taf. 132-133.
Ausstellung
Innsbruck 1902.