Lot 1056 Dα

Lindenholz geschnitzt, rückseitig abgeflacht und ausgehöhlt, geringe Reste einer ehemaligen Fassung. Flache als Erdhügel gestaltete Plinthe. Darauf die groß aufgefaßte Figur des hl. Sebastian, seine linke hoch erhobene Hand sowie sein rechter Unterarm an einen Baumstamm gefesselt. Er hat seinen rechten Fuß quergestellt vorgesetzt, in der Hüfte geknickt hält er sein Haupt leidend zur Seite geneigt. Der Märtyrer ist mit einem vor der Brust geschlossenen Umhang bekleidet, der bis auf den Boden hinabfallend zudem in tiefen Muldenfalten über seine Oberschenkel gezogen ist; darüber sind die bewegten Zipfel des markant verknoteten Lendentuchs gelegt. Die Nacktheit des Körpers ist zum Beispiel in seiner Wiedergabe des Brustkorbs oder der angeschwollenen Adern an den Armen fast als veristisch zu bezeichnen. Dem entsprechend sind auch die Locken des Heiligen sowie Rinde und Blätter des Baumstamms derart fein ausgearbeitet, daß die Schnitzarbeit wohl nicht auf eine farbige Fassung gezielt hat. Die Gestaltung läßt einen Schnitzer aus der Nachfolge des Veit Stoß vermuten.
Pfeile verloren, feine vertikale Risse. Plinthe mit Ausbruch vorn rechts, Mantelkontur auf der rechten Seite mit zwei Ergänzungen. H 165 cm.
FRANKEN, wohl NÜRNBERG, um 1510/1520.