Giorgio Morandi - Natura Morta - image-1

Lot 857 D

Giorgio Morandi - Natura Morta

Auction 891 - overview Köln
02.06.2006, 00:00 - Moderne Kunst
Estimate: 20.000 € - 30.000 €
Result: 54.740 € (incl. premium)

Aquarell auf festem chamoisfarbenen Velin 16 x 21,5 cm, unter Glas gerahmt. Unten links mit Bleistift signiert Morandi. - Im Passepartout-Ausschnitt leicht gebräunt mit schwachem Lichtrand.

Das Stilleben ist eines der Grundthemen Morandis. Das Aquarell "Natura morta" stammt aus seiner letzten Schaffensperiode, die von 1961 bis zu seinem Tode 1964 reicht. Morandi hat in dieser Phase, die von hohem künstlerischem Niveau ist, kleinere Formate bearbeitet. Typisch ist das Motiv der silhouettenhaft im Hintergrund stehenden dunklen Krüge mit drei oder vier zylinderförmigen hellen und dunklen Gefäßen im Vordergrund. Hierbei streben die hellen Elemente der Auflösung zu, sie verschmelzen mit dem weißen Hintergrund. Die Schwerkraft, sonst mit der farblichen Materie verknüpft, wird hier aufgehoben.
Aus der Reihe der diesem Motiv nahe stehenden Ölbilder sind besonders die sehr ähnlichen Kompositionen im kleinen Format (30 x 35 cm) der Jahre 1961/1962 hervorzuheben, darunter die Stilleben der Sammlung Georges Moos, Genf, der Sammlung Morat, Freiburg oder eines im Kunstmuseum Winterthur (vgl. Vitali 1230-1232, 1262). Morandi spielt dabei mit den Silhouetten der beiden Schnabelkrüge mit großem Henkel, die einmal im Profil, einmal "en face" gestellt werden, wobei das feine variable Verhältnis der dargestellten Formen zur Fläche ausgelotet wird.
Der Künstler schuf zu diesem spezifischen Arrangement auch im Medium des Aquarells mehrere, nur minimal von einander abweichende Kompositionen, von denen einige, aus einer Bologneser Morandi-Sammlung stammend, publiziert und z. T. sehr prominent immer wieder ausgestellt worden sind (vgl. Leymarie 1968, op. cit., insbesondere S. 58, 59, 66 und Ausst. Kat. Tübingen/Düsseldorf 1989, op. cit., Kat. Nr. 156, mit den Referenzen). Im vorliegenden Fall zeichnet sich das Aquarell, ohne Vorzeichnung flüssig auf das Papier gesetzt, durch eine hohe formale - fast abstrakte - Verdichtung des Motivs aus.

Provenance

ehemals Rheinische Privatsammlung, Nachlaß

Literature

Jean Leymarie, Acquarelli di Morandi, Bologna 1968, vgl. Nrn. 58, 59, 66; Giorgio Morandi-Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Ausst. Kat. Kunsthalle Tübingen/Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf, Köln 1989, vgl. Kat. Nr. 156 mit Farbabb.