Gae Aulenti

Gae Aulenti - Architekturstudium in Mailand, erste Erfolge als Designerin

Gae Aulenti wurde am 4. Dezember 1927 in Palazzolo dello Stella in der italienischen Provinz Udine geboren. Eigentlich hieß sie Gaetana Aulenti, aber ihren Vornamen verkürzte sie später selbst zu Gae. Sie studierte Architektur am Politecnico di Milano, das sie 1954 mit ihrem Diplom verließ – als nur eine von zwei Frauen. Eigentlich hatte ihr Interesse der Kunst gegolten, doch das in Trümmern liegende Nachkriegsitalien ließ ihr eine Laufbahn als Architektin erfolgversprechender erscheinen. Zunächst arbeitete Gae Aulenti vor allem als Designerin, entwarf Möbel und Leuchten für renommierte italienische Unternehmen wie Olivetti und Artemide. Bei der Architektur- und Designzeitschrift Casabella war sie von 1955 bis 1965 als Redakteurin und Grafikdesignerin angestellt. Als wissenschaftliche Assistentin unterrichtete sie in den 1960er-Jahren sowohl an ihrer alten Universität in Mailand sowie an der Universität Venedig. Ein erster großer Erfolg auf nationaler Ebene war die Gestaltung des italienischen Pavillons für die 13. Architektur-Triennale in Mailand.

Prestigeträchtige Architekturprojekte in Paris, Venedig und Barcelona

Gae Aulenti gründete 1970 ihr eigenes Architekturbüro. Die Bekanntschaft mit dem rebellischen Theaterregisseur Luca Ronconi animierte sie zu Entwürfen für Bühnenbilder. Ihren internationalen Durchbruch feierte Gae Aulenti mit der prestigeträchtigen Neugestaltung des Pariser Bahnhofs Gare d'Orsay zu einem Kunstmuseum. Dabei war ihr Konzept keineswegs unumstritten, sondern stieß auch auf heftigen Widerstand. Für die Urheberin ein gutes Zeichen: Mit einem Entwurf, der auf einhellige Zustimmung stoße, könne etwas nicht stimmen, erklärte Gae Aulenti einmal mit der ihr eigenen Konsequenz und Entschlossenheit. Der Beifall überwog am Ende für die resolute Italienerin, ein Jahr nach der Vollendung ihres Meisterstücks ernannte sie der französische Präsident François Mitterand zum Mitglied der Ehrenlegion. In den Folgejahren erhielt sie weitere bedeutende Aufträge, war in Paris maßgeblich an der Umgestaltung des Musée National d'Art Moderne im Centre Georges-Pompidou beteiligt, desgleichen in Venedig am Umbau des Palazzo Grassi und in Barcelona am Museu Nacional d'Art Catalunya.

Gae Aulenti entwarf weltberühmte Designs

Gae Aulenti erwarb sich nicht nur als Architektin, sondern auch als Designerin ihre Meriten. Viele ihrer Stücke gehören heute zu Klassikern der Innenarchitektur und haben Kunstgeschichte geschrieben. Der von ihr konzipierte Sofatisch Tavolo con Ruote, der lediglich aus vier dicken Rollen und einer nicht minder dicken Glasplatte bestand, kann heute in New York im Museum of Modern Art bewundert werden. Kaum weniger berühmt ist ihre Tischleuchte Pipistrello ("Fledermaus"), die seit 1965 ohne Unterbrechung begeisterte Käufer und Nutzer findet. Ihre farbigen Stahlrohrmöbel aus der Serie Locus Solus fanden sogar Eingang in die Filmgeschichte: Romy Schneider und Alain Delon nahmen in dem Klassiker Swimmingpool auf ihnen Platz.

Gae Aulenti starb am 31. Oktober 2012 in Mailand. Ihre Tochter Giovanna Buzzi ist Kostümdesignerin, ihre Enkelin Nina Artioli führt ebenfalls ein Architekturbüro und kümmert sich um den Nachlass ihrer berühmten Großmutter.