Hans Baldung Grien

Hans Baldung Grien - Ausbildung in Straßburg, Vollendung in Nürnberg

Hans Baldung Grien wurde zwischen 1484 und 1485 in Schwäbisch Gmünd geboren. Wie bei vielen anderen Meistern dieser Zeit ist über sein Werk mehr bekannt als über ihn selbst; doch entstammte er einer Gelehrtenfamilie und begann im Alter von fünfzehn Jahren eine Lehre in der Werkstatt eines namentlich nicht bekannten Straßburger Meisters. In Nürnberg vervollkommnete Hans Baldung seine Fähigkeiten bei Albrecht Dürer und erhielt seinen Beinamen Grien, also der Grüne, weil er sich bevorzugt in dieser Farbe kleidete – so jedenfalls will es die Legende. Der Beiname hatte außerdem den sehr praktischen Grund, ihn von zwei anderen Gesellen Dürers, die ebenfalls den Namen Hans trugen, zu unterscheiden: Die berühmten Maler Hans Schäufelin und Hans von Kulmbach arbeiteten ungefähr zur selben Zeit wie Hans Baldung Grien in der Werkstatt des großen Nürnberger Meisters. Baldung überragte aber rasch beide an Bedeutung und wurde in der Abwesenheit Dürers mit allen Leitungsaufgaben betraut.

Baldung galt als der legitime Nachfolger Albrecht Dürers

Hans Baldung Grien verstand sich gut mit dem fünfzehn Jahre älteren Dürer, der die Kunstfertigkeit seines jungen Gesellen so schätzte, dass er dem Maler Joachim Patinir ein Werk Baldungs verehrte. Baldung galt seinen Zeitgenossen als legitimer Nachfolger Dürers; als dieser starb, übersandte man dem einstigen Gesellen eine Haarlocke des Toten. Nach einem kurzen Gastspiel in Halle, wo Hans Baldung Grien an der Gestaltung des Halleschen Doms mitwirkte, ließ er sich schließlich in Straßburg nieder. Er eröffnete seine eigene Werkstatt, heiratete eine wohlhabende Bürgerstochter und bekam zahlreiche Aufträge. 1512 weilte er für etwa vier Jahre in Freiburg im Breisgau, wo er mit dem Hochaltar des städtischen Münsters seine frühe Schaffensphase krönte, danach blieb er für den Rest seines Lebens in Straßburg, wo er es kurz vor seinem Tod sogar zum Ratsherrn brachte. Zu seinen ersten Auftraggebern gehörte die Kirche; für den Klerus schuf er bis 1520 eine Vielzahl an religiösen Szenen.

Schönheitskult und Hexentanz

Hans Baldung Grien interessierte sich über die Maßen für die Ästhetik des nackten menschlichen Körpers, insbesondere für die weibliche Anatomie, die er in einer bis dahin ungekannten Detailfülle und mit großer Akribie darstellte. Das führte so weit, dass Hans Baldung Grien als der Künstler gilt, der erstmals in der europäischen Neuzeit das weibliche Schamhaar abbildete – in seinem Gemälde Der Tod und das Mädchen. Oft stellte Hans Baldung Grien seinem exzessiven Schönheitskult die Bedrohung durch den Tod gegenüber. Sehr fasziniert zeigte er sich auch von den Hexen, die in seiner Heimatstadt Straßburg zu dieser Zeit eine wichtige Rolle spielten. Mit seinen expliziten Darstellungen sexuell konnotierter Hexenriten umging Baldung das zu seiner Zeit geltende Verbot erotischer Bilder. Neben diesen Themen, die den Künstler bis zu seinem Tod beschäftigten, war Baldung ein gefragter Porträtmaler.

Hans Baldung Grien starb im September des Jahres 1545 in Straßburg.