Horst H. Baumann

Horst H. Baumann kam als Autodidakt zur Fotografie

Horst H. Baumann wurde am 19. Juni 1934 in Aachen geboren. Zunächst studierte von 1954 bis 1957 an der RWTH Aachen Hüttentechnik, gab das Studium aber nach vier Jahren auf, um als Fotograf und Designer zu arbeiten. Das fotografische Handwerk hatte er sich dabei vollkommen als Autodidakt angeeignet. Zwei Jahrzehnte vor William Eggleston (*1939), dem Wegbereiter der künstlerischen Farbfotografie, entdeckte er die Farbe als mächtiges Stilmittel. In der immer bunter werdenden Welt der 1960er Jahre mit ihrer Flower-Power-Generation wurden allerdings nicht Blumen, sondern Autos zum wichtigsten Motiv von Horst H. Baumann: Mit Kamera und Farbfilm und einer Menge Mut setzte er die großen Autorennen in Szene, fotografierte Formel 1 und Le Mans aus nächster Nähe, schuf Bilder in einer atemberaubenden Ästhetik, wie sie direkt aus einer Stuntszene für James Bond entstammen könnte. Dafür ging er mitunter ein beträchtliches Risiko ein und wagte sich direkt auf die Rennstrecke.

Magische Augenblicke in eindrucksvollen Farben

Horst H. Baumann traf mit seinen spektakulären Bildern den Nerv seiner Zeit und wurde in kürzester Zeit berühmt. Keiner konnte die Magie eines Moments so einfangen wie er; seine Fotografien erschienen in allen Zeitungen und Magazinen und galten Kritik und Publikum als geschickt komponierte Gemälde. Zum frühen Oeuvre von Horst H. Baumann gehören auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die meist die Menschen des Ruhrgebiets in ihrem Alltag zeigen. 1956, 1958 und 1960 nahm der an der photokina in Köln teil und gehörte zu den Preisträgern. 1965 waren seine Arbeiten in der Gallery of Modern Art in New York zu sehen, 1967 und 1969 auf der Biennale des Jeunes in Paris. Von 1963 bis 1964 lehrte er als Gastdozent an der Hochschule für Gestaltung Ulm, 1972 kehrte er an die RWTH Aachen zurück und studierte dort von 1972 bis 1974 Pädagogik. 1994 schrieb sich Horst H. Baumann als Spätstudent an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ein und studierte bis 2004 Philosophie und Medien.

Gefeierte Lichtkunst aus bunten Laserstrahlen

Horst H. Baumann lotete nicht nur die Möglichkeiten der Farbfotografie aus, sondern erhob die Farbe selbst zur Kunst: In den 1970er Jahren sorgte er mit seinen Laserinstallationen für Aufsehen. Auf der documenta 6 in Kassel installierte er mit Hilfe des Ingenieurs Peter Hertha (1939–1991) die erste permanente Laserskulptur der Welt: Die Laserscape Kassel erfreute sich so großer Beliebtheit, dass sie auch nach dem Ende der Kunstmesse in Betrieb blieb. Weitere vielbeachtete Lichtinstallationen sind der Lichzeitpegel am Düsseldorfer Rheinturm (1982) und die Neonskulptur Passkreuz in Bielefeld-Sennenstadt (1988). Die letzten 25 Jahre seines Lebens verbrachte Horst H. Baumann in einem Wohnatelier im berühmten Düsseldorfer Salzmannbau.

Horst H. Baumann starb am 24. Mai 2019 nach langer Krankheit in Düsseldorf.