Rudolf Belling

Rudolf Belling - Begeisterter Autodidakt und Kunststudent

Rudolf Belling wurde am 26. August 1886 in Berlin geboren. Er wuchs auf in einem konservativ geprägten Elternhaus, besuchte die Volksschule in Steglitz und im Anschluss das preußische Militär-Internat Luisenstift. Die einmal begonnene kaufmännische Lehre brachte er zu Ende, obwohl ihm bereits klar war, dass ein Leben als Kaufmann für ihn nicht infrage kam. Stattdessen trat er in eine kunstgewerbliche Werkstatt als Lehrling ein. Als Künstler bildete er sich zu einem guten Teil als Autodidakt weiter, nahm aber auch Abendkurse im Zeichnen und Modellieren; außerdem war er Gast bei mehreren Anatomievorlesungen an der Tierärztlichen Hochschule Berlin, die sich speziell an Künstler richteten. Schließlich wurde er als Schüler von Peter Breuer an der Kunstakademie Berlin aufgenommen. 1908 gründete er gemeinsam mit seinem Kollegen Emil Kaselow ein Atelier, das unter anderem Aufträge für den österreichischen Theaterintendanten Max Reinhardt durchführte. Die Erfahrungen als Bühnenbildner hinterließen einen starken Nachhall im künstlerischen Werdegang Rudolf Bellings.

Künstlerische Erfolge in den 1920er-Jahren

Rudolf Belling begründete 1918 neben César Klein, Max Pechstein und anderen Künstlern die progressiven Künstlervereinigung Novembergruppe, deren Vorstand er bis 1932 angehörte. Im Jahr 1919 schuf Rudolf Belling mit der Plastik Dreiklang eines seiner berühmtesten Werke und verzeichnete einen frühen Erfolg. Die 1920er-Jahre entwickelten sich zu einer sehr erfolgreichen Phase für den Künstler, der sich unter anderem intensiv mit der angewandten Kunst und der Art déco auseinandersetzte, als Architekt, Designer, Werbe- und Porträtbildner aktiv war. 1929 beteiligte sich Rudolf Belling an der Jubiläumsausstellung des Deutschen Künstlerbundes, dessen ordentliches Mitglied er war; sein Beitrag war eine Büste des damaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert. 1931 wurde er in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen; im Folgejahr verdiente er sich während der Kunstwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles mit seiner Plastik Der Boxer eine lobende Erwähnung.

Diffamierung durch die Nationalsozialisten

Rudolf Belling kehrte 1936 nach Berlin zurück, sah sich aber bald mit der repressiven Kulturpolitik der Nationalsozialisten konfrontiert, die es ihm zunehmend unmöglich machte, seine Karriere fortzusetzen. Seine Kunst wurde als entartet diffamiert, er musste die Preußische Akademie der Künste verlassen und mitansehen, wie viele seiner Kunstwerke eingeschmolzen wurden; auch zahlreiche Entwürfe gingen während der alliierten Bombenangriffe auf Berlin verloren. Rudolf Belling verließ Deutschland und übernahm durch Vermittlung von Hans Poelzig in Istanbul die Leitung der Bildhauerabteilung der städtischen Kunstakademie. Obwohl er der Abstraktion nie ganz den Rücken kehrte, setzte er in diesen Jahren vermehrt auf einen naturalistischen Klassizismus. Für sein Werk erhielt Rudolf Belling Preise und Auszeichnungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz im Jahr 1955 und der Berliner Kunstpreis im Jahr 1961. Trotz aller Anerkennung konnte der Künstler erst 1966, im stolzen Alter von 80 Jahren, in seine Heimat Deutschland zurückkehren. Eines seiner letzten Werke, die Bronze Blütenmotiv als Friedenssymbol, wurde zum Wahrzeichen der Olympischen Spiele 1972.

Rudolf Belling starb am 9. Juni 1972 in Krailling bei München.