John Chamberlain

John Chamberlain - Ein Soldat und Friseur entdeckt die Kunst

John Angus Chamberlain wurde am 16. April 1927 in Rochester geboren. Während des Zweiten Weltkriegs tat er nahezu drei Jahre Dienst auf einem Flugzeugträger der amerikanischen Marine – als Friseur. Die Fahrten über Atlantik, Pazifik und das Mittelmeer beeinflussten die Wahrnehmung des angehenden Künstlers sehr und führten auch zu einer gewissen Rastlosigkeit, die später in häufige Wohnortwechsel mündete. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete John Chamberlain eine Zeit lang weiter als Friseur in Detroit, besuchte aber in den Jahren 1951 und 1952 auch Kurse am Art Institute of Chicago. Die Neigung zur Kunst prägte ihn immer stärker, und 1955 begann Chamberlain schließlich ein Studium am Black Mountain College in South Carolina. Dort lernte er einige der großen Künstler seiner Zeit kennen, darunter Willem de Kooning und Franz Kline. Die Begegnung mit diesen Persönlichkeiten bestärkten John Chamberlain in seinem eingeschlagenen Weg, der ihn 1956 nach New York führte, wo er als Künstler zu seinem eigenen Stil fand.

Assemblagen und Skulpturen aus Schrott

John Chamberlain tauschte seinen Friseurkamm nicht gegen einen Pinsel, sondern vor allem gegen ein Schweißgerät aus. Mit diesem Werkzeug übersetzte er die Bildersprache des ihn faszinierenden abstrakten Expressionismus in Plastiken um. Bereits in den späten 1950er-Jahren entdeckte er als bevorzugten Werkstoff Autoschrott, den er in der Folge auch umfassend einsetzte. Schnell galt er als einer der bedeutendsten Vertreter der Junk Art; bereits im Jahr 1957 konnte John Chamberlain seine erste Einzelausstellung eröffnen. In den Folgejahren wechselte der Künstler immer wieder den Wohnort und experimentierte mit verschiedenen Formen und Werkstoffen. In New Mexico versuchte er sich an Skulpturen aus Polyurethanschaum und Fiberglas, im Anschluss entstanden weitere Stahlplastiken. Im Jahr 1968 drehte John Chamberlain mit Wedding Night seinen ersten Film; weitere Filmprojekte wie The Secret Life of Hernando Cortez schlossen sich an. 1972 zog sich der Künstler auf eine Farm in Amarillo zurück, wo er seine Werkserie der Texas Pieces schuf.

Massive Skulpturen und ätherische Fotografie

John Chamberlain kam 1977 auch zur Fotografie; dabei konzentrierte er sich vor allem auf die Panoramafotografie. Zwischen beiden Kunstrichtungen entspann sich eine rege Wechselwirkung: Während er bei seinen Skulpturen auf die schiere Kraft des verwendeten Materials baute und damit eine intensive Körperlichkeit, fehlte den Fotografien diese physische Präsenz: Die Konturen erschienen flüchtig und unscharf, fingen aber durch die Bewegungen des Fotografen und die lange Belichtungszeit mehrere Perspektiven ein und erreichten damit eine beinahe filmische Wirkung. Für sein Werk erhielt John Chamberlain Preise und Ehrungen, darunter die Mitgliedschaften der American Academy of Arts and Letters, der American Academy of Arts and Sciences und der National Academy of Design. Gerade in Deutschland fand die Kunst John Chamberlains ihre Bewunderer: Als großer Sammler und Händler seines Werkes gilt der deutsche Kunsthändler, Verleger und Galerist Karsten Greve und im Berliner Einkaufszentrum Friedrichstadt-Passagen kann seine Skulptur Turm von Klythie bewundert werden.

John Chamberlain starb am 21. Dezember 2011 in New York City.