Er gilt als wichtiger Vertreter der Pop Art, aber die Kunst von Jim Dine ist eigentlich mehr – oder wenigstens anders: Der Amerikaner gab sich nie mit einer grellfarbigen, schillernden Oberfläche zufrieden, sondern lotete die Tiefe seiner Themen aus – und erreichte dabei eine metaphorische Ebene, die sein Werk auf ganz eigene Höhen führt.
(...) WeiterlesenJim Dine - Galeriegründer, Aktionskünstler und Gastprofessor
Jim Dine wurde am 16. Juni 1935 in Cincinnati im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio geboren. Er entstammte kleinbürgerlichen Verhältnissen, in denen Kunst kaum eine Rolle spielte. Im Alter von zwölf Jahren verlor er seine Mutter und lebte fortan bei seinen Großeltern, in deren Werkzeugladen er regelmäßig aushalf. Für Jim Dine stand dennoch früh fest, dass die Kunst seine Berufung sei und er besuchte noch während seiner High-School-Zeit spät am Abend die Art Academy seiner Heimatstadt. Später setzte er sein Studium an Kunstschulen in Boston und Ohio fort; in Ohio erwarb er 1957 den Bachelor of Fine Arts. Nach seiner Hochzeit mit Nancy Minto übersiedelte Jim Dine 1959 nach New York, gründete dort mit Tom Wesselmann, Claes Oldenburg und Marc Ratliff die Judson Gallery, wo er seine ersten Ausstellungen durchführte und mit seinen Künstlerfreunden vielbesuchte Happenings veranstaltete. Anfang der 1960er-Jahre übernahm Jim Dine diverse Gastprofessuren, unter anderem am Oberlin College in Ohio und an der berühmten Yale-Universität in Connecticut.
Der Blick in den Spiegel als Anstoß zur Kunst
Für Jim Dine, der sich selbst als Anhänger von C. G. Jung bezeichnet, hat Kunst viel mit Psychologie zu tun. Der Künstler möchte die Bedeutung des Menschseins kritisch hinterfragen und beginnt dabei mit Vorliebe bei sich selbst. Das beginnt schon mit dem täglichen Blick in den Spiegel, der für Jim Dine ein Quell der Inspiration und ein stetiger Denkanstoß ist: Die Wahrnehmung des eigenen Bildes regt zum Nachdenken an, zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Über die Jahre hinweg entstanden aus diesem Grund zahlreiche Selbstbildnisse, in denen sich der Künstler aus immer anderem Winkel und mit ganz verschiedener Akzentsetzung selbst erforscht. Ständig befindet er sich dabei im lebendigen Dialog mit seiner eigenen Biografie, die sich mannigfaltig in den Bildern Jim Dines niederschlägt. Eitelkeit ist dem Maler dabei völlig fremd, wer die Selbstporträts aneinanderreiht, wie es die Wiener Albertina unlängst in einer Ausstellung tat, der erhält ein unprätentiöses Zeugnis des menschlichen Zerfalls, der innerseelischen Kämpfe und auch der verborgenen Abgründe.
Eine Welt aus Bademänteln, Herzen und Pinocchio
Hat Jim Dine ein Motiv gefunden, das ihn fasziniert, bleibt er diesem lange Zeit treu, behandelt es beinahe obsessiv: 1964 war es die Werbeanzeige für einen Bademantel in der New York Times, die Dine nicht mehr losließ. Er setzte das Kleidungsstück mit sich selbst gleich, verarbeitete es in immer neuen Bildern, in denen er verschiedene Facetten seiner Persönlichkeit abstrahierte. Diesem Prinzip blieb der Künstler treu, wenn er auch sein Sujet gelegentlich wechselte. Dann wurden aus dem Bademantel Werkzeuge wie Hammer, Pinsel und Zange und natürlich Herzen – bis heute wird Dine mit seinen Herzen verbunden, obwohl er selbst diese Phase längst als abgeschlossen betrachtet und sich nur zu gern auch im Bewusstsein seines Publikums von ihr lösen möchte. Ein wichtiges Chiffre für den Künstler ist die Figur des Pinocchio, die er einst als sechsjähriger Junge mit großen Augen im Kino bestaunte und als ein letztgültiges Symbol für die Menschwerdung versteht. Ein Holzscheit, durch die Inspiration des Künstlers zum Leben erweckt – ein wenig von Pinocchios Zauber steckt so in jedem Werk von Jim Dine.
Jim Dine - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: