Mark Dion ist Sammler, Forscher, Entdecker und Künstler. Die Installationen des US-amerikanischen Konzeptkünstlers zeichnen sich durch ihre Miteinbeziehung wissenschaftlicher Darstellungen aus und erinnern oft an naturkundliche Dioramen.
(...) WeiterlesenMark Dion: Erst Museumsbesuch, dann Kunststudium
Mark Dion wurde am 28. August 1961 in der Hafenstadt New Bedford im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Er stammte aus einer kulturfernen Arbeiterfamilie und verbrachte den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Fairhaven, wo er aus nächster Nähe die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bevölkerung nach dem Niedergang der Fischindustrie miterlebte. Obwohl Mark Dion bis zu seinem 18. Lebensjahr kein Museum besucht hatte, waren es Museen wie das New Bedford Whaling Museum im Verbund mit der historischen Architektur beider Städte seiner Kindheit und Jugend, die er retrospektiv für sein erwachendes Interesse an der Kunst verantwortlich machte. Im Jahr 1981 begann Mark Dion ein Studium an der Universität von Hartford und besuchte von 1983 bis 1984 außerdem Kurse an der School of Visual Arts in New York. Später nahm er auch an einem einjährigen Studienprogramm des Whitney Museum of American Art teil, wo ihn die Konzeptkünstler Hans Haacke (*1936) und Joseph Kosuth (*1945) sowie die Medienkünstlerin Barbara Kruger (*1945) unterrichteten.
Entdecken und Sammeln als künstlerischer Akt
Mark Dion interessierte sich neben der bildenden Kunst auch für die Naturwissenschaft und besuchte Biologiekurse und Leseseminare, um sich diesbezüglich ein solides Fundament zu verschaffen. Sein Forschungs- und Entdeckerdrang kulminierte in einer ausgeprägten Sammelleidenschaft und einem interdisziplinaren künstlerischen Ansatz. Mark Dion finanzierte sein Studium unter anderem mit einer Tätigkeit als Kunstkonservator in SoHo, Manhattan, wobei er sich auf die amerikanische Kunst des 19. Jahrhunderts spezialisiert hatte. Dieser unmittelbare Kontakt mit Kunstwerken beeindruckte ihn sehr. 1986 erhielt Dion seinen Bachelor of Arts. Im Anschluss an sein Studium war der Künstler zunächst mit mehreren kleinen Projekten beschäftigt, ehe er 1999 mit der Aktion Tate Thames Dig für die Tate Gallery von sich reden machte. Mit freiwilligen Helfern durchkämmte er das Ufer der Themse vor der Tate Modern nach Artefakten und Objekten wie Austernschalen, Rinderzähne, Spielzeuge, Schuhe, Flaschen und ähnliches, die von Fachleuten in Zelten gereinigt und identifiziert und im Anschluss von Mark Dion zu einem Kunstwerk verarbeitet wurden: Stadtarchäologie als Kunstaktion, die dem Forscher- und Sammlerdrang des Künstlers entsprach.
Kuriositätenkabinette und geschlossene Ökosysteme
Mark Dion blieb dem künstlerischen Ansatz, aus gesammelten Objekten, zu denen auch geschaffene Skulpturen und Fotografien gehören, neue Installationen zu schaffen, treu. Seine Kunstaktionen wirken deshalb auf das Publikum mitunter wie naturkundliche Ausstellungen. Im Jahr 2001 eröffnete der Künstler sein Kuriositätenkabinett (Cabinet of Curiosities) im Weisman Art Museum, 2021 sein Vivarium an der Universität Wien, für das er einen verwesenden Baumstamm als geschlossenes Ökosystem und Nährboden für Pilze und Kleinstlebewesen arrangierte. Der Anklang an das historische Forschungsinstitut Vivarium, das nach dem »Anschluss« Österreichs an Nazi-Deutschland geschlossen und später wahrscheinlich von Granaten der SS zerstört wurde, war zunächst ein Zufall, wurde aber nach Bekanntwerden bewusst von den Veranstaltern hervorgehoben.
Mark Dion lebt mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Dana Sherwood, in Copake, New York.
Mark Dion - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: