John Dominis wurde zum fotografischen Zeugen der amerikanischen Geschichte; er wagte sich in die Schrecken mehrerer Kriege, gewann das Vertrauen von Präsidenten wie Prominenten und schaffte es immer wieder, im entscheidenden Augenblick auf den Auslöser zu drücken.
(...) WeiterlesenJohn Dominis - Kriegsfotograf und Chronist der amerikanischen Geschichte
John Dominis wurde am 27. Juni 1921 in Los Angeles geboren. Er hatte drei ältere Geschwister, seine Eltern Paul und Mamie Ostoja Dominis stammten aus dem heutigen Kroatien und waren wenige Jahre zuvor in die USA eingewandert. John Dominis besuchte die Fremont High School, gehörte dort zu den Teilnehmern des berühmten dreijährigen Fotografie-Kurses von Clarence A. Bach, aus dem zahlreiche professionelle Fotografen hervorgingen. An der University of Southern California studierte er bis 1943 Filmwissenschaft, im Anschluss ging er als Kriegsfotograf der US Army nach Japan und dokumentierte den Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg arbeitete John Dominis einige Jahre lang für so renommierte Zeitschriften wie das damals noch junge Life Magazine, das im Jahr 2000 eingestellt wurde. 1950 ging er freiwillig als Kriegsberichterstatter nach Korea, 1963 dokumentierte er den berühmten Besuch des US-Präsidenten John F. Kennedy in Berlin sowie 1972 Präsident Richard M. Nixons geschichtsträchtige Reise nach China. Für das Life Magazine nahm Dominis auch als Berichterstatter am Vietnamkrieg teil, fotografierte das Woodstock-Festival und begleitete mehrmals die Olympischen Spiele. 1968 erlangte er dabei mit seinem Bild der triumphierenden afroamerikanischen Athleten John Carlos und Tommie Smith besondere Bekanntheit – er drückte just in dem Augenblick auf den Auslöser, als die beiden Sportler ihre schwarz behandschuhten Fäuste in die Höhe reckten, was allgemein als Unterstützung der antirassistischen Black-Power-Bewegung verstanden wurde.
Intime Fotoserien von Steve McQueen und Frank Sinatra
John Dominis galt als besonders feinfühliger Porträtist von Prominenten, in Sonderheit von solchen, die eigentlich nicht fotografiert werden wollten. So gelang ihm 1963 das Kunststück, den Schauspieler Steve McQueen, der eine geradezu manische Abneigung gegenüber Publicity pflegte, nahezu einen ganzen Monat lang zu begleiten. In dieser Zeit entstanden seltene, intime Aufnahmen, die nicht nur Steve McQueen, sondern auch seine spätere Frau Neile Adams in ihrem privaten Alltag zu Hause und unterwegs mit Auto und Motorrad zeigten. 1965 verbrachte Dominis drei Monate in nächster Nähe von Frank Sinatra, lernte dessen Familie, Freunde und Angestellte kennen und fertigte zahlreiche Fotografien aus dem persönlichen Leben des Superstars an.
Der sensationelle Schnappschuss, der keiner war
John Dominis machte sich auch als Tierfotograf einen Namen, wenn auch mit dieser Tätigkeit der einzige Skandal seiner großen Karriere verbunden ist: 1966 fotografierte er in Botswana das berühmte Bild A leopard about to kill a baboon, auf dem zu sehen ist, wie ein Pavian sich mit wütendem Geschrei gegen den Angriff eines Leoparden wehrt. Das Foto galt lange Jahre als Beweis für den Instinkt und die Geistesgegenwart des Fotografen John Dominis, ehe er Jahre später einräumte, dass das betreffende Bild gestellt gewesen sei und ein Jäger vorsätzlich einen gefangenen Leoparden in unmittelbarer Nähe einer Pavianherde freigelassen hatte. Dass Dominis für einen fotografischen Effekt vorsätzlich den Tod des Pavians in Kauf genommen hatte, brachte ihm heftige Kritik ein, doch distanzierte er sich deutlich von derartigen Methoden und gab an, sie nicht mehr anzuwenden. Als weniger heikel erwies sich sein Abstecher in die Lebensmittelfotografie: Mit dem italienischen Kochlehrer Giuliano Bugialli verfasste John Dominis mehrere Kochbücher, für die er die Fotografien beisteuerte.
John Dominis starb am 30. September 2013 in New York City.
John Dominis - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: