Otto Gleichmann

Otto Gleichmann wurde am 20. August 1887 in Mainz geboren. Seine Kindheit und Jugend waren von häufigen Wechseln des Wohnortes bestimmt; er verbrachte seine frühen Jahre in Mainz, Straßburg, Erfurt und Bielefeld. Die wachsende Neigung zur Kunst führte ihn in den Jahren 1906 bis 1910 an die Kunstakademien in Düsseldorf, Breslau und Weimar. An der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau lernte Otto Gleichmann seine spätere Ehefrau Lotte Giese (1890–1975) kennen; das Paar heiratete noch während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915, bevor der Künstler als Soldat an die Front geschickt wurde und dort 1916 eine Verwundung mit anschließendem Lazarettaufenthalt erlebte. Wie ihr Ehemann betätigte sich auch Lotte Gleichmann mit einigem Erfolg als Malerin und Zeichenlehrerin und konnte bereits 1917 einige ihrer Werke ausstellen. Seit 1919 lebte das Künstlerpaar Gleichmann in Hannover, wo Otto Gleichmann eine Anstellung Kunsterzieher am Realgymnasium gefunden hatte.

Otto Gleichmann und seine Frau Lotte Gleichmann schlossen sich im Jahr 1918 (nach anderen Quellen im Jahr 1920) gemeinsam der Künstlergruppe Hannoversche Sezession an, deren Mitglieder sich nicht durch eine einheitliche Kunstrichtung definierten, sondern durch eine ausdrückliche Opposition gegen die von der Stadt Hannover vorgegebene enge und konventionelle Kunstpolitik. Neben dem Ehepaar Gleichmann gehörten auch weitere klingende Namen wie Max Burchartz (1887–1961), Bernhard Dörries (1898–1978), Kurt Schwitters (1887–1948) und Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962) zu der Gruppe, die sich zu Beginn der 1930er Jahre wieder auflöste. Eine intensive Künstlerfreundschaft pflegte der Maler Gleichmann mit dem österreichich-deutschen Schriftsteller und Kunstkritiker Theodor Däubler (1876–1934). Einen fruchtbaren Austausch pflegte Gleichmann auch mit Hans Arp (1886–1966), Walter Dexel (1890–1973), Alexej von Jawlensky (1864–1941), El Lissitzky (1890–1941), Amédée Ozenfant (1886–1966) und Tristan Tzara (1896–1963).

Otto Gleichmann hatte wie seine Frau unter der Herrschaft des Nationalsozialismus mit erheblichen Widerständen und Verfolgung zu kämpfen. Im Jahr 1936 wurde er aus der Reichskammer der Bildenden Künste ausgeschlossen, was für den Künstler faktisch ein Arbeitsverbot bedeutete. Seine Frau Lotte Gleichmann hatte unter dem Druck der Verhältnisse ihre künstlerische Arbeit bereits 1933 eingestellt und nahm sie erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 wieder auf. Einige Aquarelle und Lithografien Otto Gleichmanns wurden im Rahmen der berüchtigten Aktion Entartete Kunst beschlagnahmt und zu großen Teilen vernichtet. Weitere Bilder fielen wie der Großteil des künstlerischen Werkes seiner Ehefrau Lotte Gleichmann den Luftangriffen auf Hannover im Jahr 1943 zum Opfer. Die dunklen Erfahrungen zweier Weltkriege und der NS-Diktatur wirkten sich nachhaltig auf das Schaffen Otto Gleichmanns aus, das von den dunklen Aspekten des Menschseins geprägt war.

Otto Gleichmann starb am 2. November 1963 in Hannover. Der Künstler ruht neben seiner Frau auf dem Stadtfriedhof Engesohde.