David Hamilton

David Hamilton - Auf dem Fahrrad in die Freiheit, Liebe zum Luxus

David Hamilton wurde am 15. April 1933 in London geboren. Sein leiblicher Vater hatte die Familie kurz nach der Geburt David Hamiltons verlassen, sodass die Mutter lange Zeit als erste und einzige Bezugsperson fungierte. Seine Kindheit war überschattet vom Zweiten Weltkrieg; wie viele andere Kinder wurde er im Angesicht drohender Luftangriffe in die ländlichen Gebiete Englands evakuiert. Die dort erlebte Freiheit prägte den jungen David Hamilton so stark, dass sie zu einer Leitgröße für sein weiteres Leben wurde. Wieder in London, nabelte er sich von seiner Mutter und ihrem neuen Ehemann ab, versuchte sich mit einigem Erfolg beim Hundewetten und kaufte sich von dem Erlös ein hochklassiges Rennrad, das zuvor einmal dem französischen Profisportler Apo Lazarides gehört hatte. Schon früh verspürte er eine Neigung zum Luxus und trug entsprechende Kleidung. Als er mit 15 Jahren die Schule verließ, um bei einem Kaufhausausstatter eine Schreinerlehre zu absolvieren, hinterließ er dort einen so großen Eindruck, dass man ihn bald beförderte: Im Planungsbüro durfte er Fassaden entwerfen, für die er eigens angefertigte Fotografien anderer Bauten als Vorlage nutzte.

Kreative Arbeit im Modebereich, Experimente als Maler

David Hamilton genoss früh eine gewisse Reputation und ein Auskommen, das ihm seinen angestrebten Lebensstil ermöglichte. Er selbst erklärte in der Rückschau auf seine Biografie einmal, er habe ein privilegiertes und beneidenswertes Leben geführt. Zunächst betätigte sich Hamilton in der Modewelt, lebte eine Zeit lang in Paris und übte sich nebenbei als Maler – dabei bewies er so großes Talent, dass er immerhin mit anderen Nachwuchskünstlern auf der Biennale ausstellen durfte. Trotzdem erkannte David Hamilton bald, dass die Malerei nicht das Richtige für ihn war. Stattdessen arbeitete er mit großem Erfolg als künstlerischer Leiter für das britische Magazin Queen. Dabei verdiente er so gut, dass er sein kleines Appartement mit Designermöbeln von Herman Miller und Mies van der Rohe ausstatten konnte. Auf das Zerwürfnis mit seinem Herausgeber folgte ein Engagement als Marketing-Chef für das Kauf Printemps. Dabei kam David Hamilton mit großen Fotografen wie Irving Penn in Kontakt und fing selbst damit an, zu fotografieren. Bald interessierte er sich kaum noch für seine eigentliche Arbeit und galt seinen Kollegen zunehmend als arrogant und elitär.

Durchbruch als Aktfotograf, zunehmender Streit um seine Bewertung

David Hamilton entdeckte an den Nacktstränden von St. Tropez seine ästhetische Faszination für den menschlichen Körper und fokussierte sich bei seiner fotografischen Tätigkeit von Anfang an auf junge Frauen. Dabei bildete er bald seinen typischen Stil aus, der stark auf Weichzeichner setzte und damit die Fotografie in die Nähe der Malerei rückte. Zunächst feierte er mit seinen jungen, oft kaum dem Kindesalter entwachsenen Mädchen große internationale Erfolge. Überall wollte man seine Bilder sehen, der von ihm inszenierte erotische Film Bilitis wurde ein Kassenschlager. Weitere Filme und Bildbände folgten, aber es mehrten sich in späteren Jahren auch die kritischen Stimmen, die David Hamilton eine Nähe zu Pornografie und Pädophilie vorwarfen. Der immer heftiger werdende Gegenwind für Hamiltons romantisch verbrämte Lolita-Posen wurde endgültig zum Sturm, als die französische TV-Moderatorin Flavie Flament im November 2016 erklärte, Hamilton habe sie als 13-Jährige vergewaltigt. Der Künstler leugnete alle Vorwürfe und kündigte rechtliche Schritte an. Es kam jedoch anders.

David Hamilton starb am 25. November 2016 in Paris. Die Umstände seines Todes – er wurde mit einer Plastiktüte über dem Kopf aufgefunden und Spuren deuteten auf Alkohol- und Medikamentenkonsum hin – legen einen Suizid nahe.