Gregor Hildebrandt

Gregor Hildebrandt wurde 1974 in Bad Homburg vor der Höhe geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend im Saarland und studierte von 1995 bis 1999 an der zur Johannes-Gutenberg-Universität Mainz gehörenden Kunsthochschule Mainz bei dem deutschen Maler Friedemann Hahn (*1949). Von 1999 bis 2002 setzte Gregor Hildebrandt sein Studium an der Universität der Künste Berlin bei Dieter Hacker (*1942) fort. Im Jahr 2003 sprach das Deutsche Studienzentrum in Venedig dem jungen und vielversprechenden Künstler ein Stipendium zu, von 2005 bis 2006 ermöglichte ihm der Deutsche Akademische Dauerdienst (DAAD) mit einem Postgraduierten-Stipendium einen Aufenthalt in Wien. Im Jahr 2015 übernahm er eine Professur für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München.

Gregor Hildebrandt setzt im digitalen Zeitalter ganz auf analoge Medien: Audio- und Videokassetten, deren Gehäuse sowie Schallplatten samt ihren hüllen werden für den Künstler zum Material, aus dem er seine Collagen, Installationen und Tafelbilder schöpft. Die Technologie einer vergangenen Epoche wird bei Gregor Hildebrandt zu tagesaktueller Kunst. Schon während seines Studiums in Berlin begann der Künstler darüber nachzudenken, Audio-Elemente in seine Arbeiten zu integrieren. Er zerschnitt eine von ihm selbst angefertigte Bandaufnahme des Liedes »Falschgeld« der experimentellen deutschen Musikgruppe Einstürzende Neubauten und klebte die Bandfetzen in Skizzenbücher. In den 2000er Jahren erweiterte er die Dimension seiner Arbeiten, brachte die Magnetbänder direkt auf Leinwänden an und schuf damit die für ihn charakteristischen, immer weiter in den Raum greifenden Installationen, die geradezu architektonische Ausmaße erreichten. Auch aus verformten Kassettenhüllen und Vinylscheiben entstanden neue Objekte. Obwohl Gregor Hildebrandt in seinem Werk gewisse minimalistische Tendenzen zeigt, weist er darüber hinaus auf eine eigene Dimension, die durch komplexe Assoziations- und Montageprozesse erschlossen wird.

Gregor Hildebrandt hat einen zusammenhängenden Kosmos mit Koordinaten aus Musik, Film und Literatur geschaffen – und spart auch Bezüge und Verweise auf die Kunstgeschichte nicht aus. Es ist eine frische Kombination aus Minimal Art und Konzeptkunst, die es dem Künstler ermöglicht, das Sichtbar-Alltäglich-Profane mit einer unsichtbaren Dimension, die im Vorstellungsvermögen des Betrachters wurzelt, zu erweitern. Die auf den Magnetbändern der Kassetten gespeicherte Musik spielt dabei eine wichtige Rolle und wird von einer akustischen Aufzeichnung zu einer visuellen Erfahrung. Für seine Kunst erhielt Gregor Hildebrandt Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2008 den Kunstpreis Energie (seit 2009 Vattenfall Contemporary) des Energieunternehmens Vattenfall Europe und 2016 den Falkenrot Preis des Künstlerhauses Bethanien in Berlin.

Gregor Hildebrandt lebt mit seiner Partnerin, der deutsch-polnischen Künstlerin Alicja Kwade (*1979) in Berlin. Ihre gemeinsame Ausstellung Beyond Behind war vom 29. Oktober 2023 bis zum 7. April 2024 im Museo de Arte Zapopan in Guadalajara zu sehen.