Irina Ionesco

Irina Ionesco war Schlangenmensch, Malerin und Fotografin

Irina Ionesco wurde am 3. September 1930 in Paris geboren. Ihre Eltern stammten aus Rumänien, der Vater war Geiger und die Mutter Trapezkünstlerin. Im Alter von vier Jahren wurde die kleine Irina nach Rumänien geschickt und dort in die Obhut von Verwandten gegeben, die als Zirkusartisten tätig waren. Als die Sowjetunion in Rumänien einmarschierte, kehrte Ionesco als 15-Jährige nach Paris zurück, wo sie sieben Jahre lang als Schlangenmensch auftrat. Ihre Künstlerlaufbahn begann sie als Malerin, ehe sie sich in den 1960er Jahren immer mehr der Fotografie zuwandte. 1974 wurde ihre erste Ausstellung in der Pariser Galerie Nikon ein großer Erfolg, dem sich rasch weitere Ausstellungen überall auf der Welt und zahlreiche Veröffentlichungen in Magazinen anschlossen. Zehn Jahre lang begleitete sie den niederländischen Maler, Bildhauer und Dichter Corneille, der die Künstlergruppe CoBra mitbegründet hatte.

Die Bilder ihrer Tochter machten Irina Ionesco weltbekannt

Irina Ionesco bekam 1965 ihr einziges Kind: Die Tochter Eva Ionesco wurde das bekannteste und umstrittenste Modell der Künstlerin. Seit dem vierten Lebensjahr war Eva Ionesco ein häufiges Sujet in der Arbeit ihrer Mutter, als sie elf Jahre alt war, stand sie für eine Reihe von erotischen Akten Modell, die in Zeitschriften wie dem Playboy und der Penthouse erschienen, selbst der deutsche Spiegel zeigte die nackte Elfjährige 1977 auf einem skandalträchtigen Cover. Ihre Mutter vermittelte Eva außerdem auch als Aktmodell an andere Fotografen wie Jacques Bourbolon. Nachdem Irina Ionesco ihre Tochter auch in dem in Deutschland indizierten Filmdrama Madolescenza (Spielen wir Liebe) in explizit erotischen Posen auftreten ließ, verlor sie das Sorgerecht und musste Eva 10.000 Euro Entschädigung bezahlen. Die Bilder machten Irina Ionesco trotzdem weltbekannt, erst 2012 musste sie nach einer Klage ihrer Tochter sämtliche Negative herausgeben.

Zusammenarbeit mit verschiedenen großen Modemarken

Irina Ionesco erlangte mit ihrem fotografischen Werk ungeachtet aller Kontroversen eine weite Verbreitung und arbeite insbesondere in den 2000er Jahren mit mehreren Zeitschriften zusammen, darunter das Modemagazin Stiletto. Die wichtigsten Marken der französischen Haute Couture ließen sich von Ionesco in Szene setzen. Irina Ionescos Bilder zeigen überwiegend Frauen, die wenig oder gar nicht bekleidet sind, dafür aber Accessoires wie Juwelen, Halsreifen, Handschuhe, Schals oder andere Fetischobjekte zeigen und auf diese Weise in provozierender Pose als Objekte sexueller Besessenheit inszeniert werden. Auch die Schauspielerin Sylvia Kristel stand Ionesco Modell, und gelegentlich fotografierte sie auch Männer (im Rahmen einer Bilderserie über die literarische Figur Dracula), obwohl dieser Teil ihres Schaffens weniger bekannt ist. Ionesco veröffentlichte auch eine Vielzahl von Büchern mit ihren Werken; 2004 erschienen ihre Memoiren unter dem Titel L'œil de la poupée.

Irina Ionesco starb am 25. Juli 2022.