Béla Kádár

Béla Kádár stammte aus einfachen Verhältnissen

Béla Kádár wurde am 14. Juni 1877 in Budapest, damals Teil der Monarchie Österreich-Ungarn, geboren. Das Kind einer jüdischen Arbeiterfamilie musste nach dem frühen Tod des Vaters die Schule bereits nach sechs Jahren abbrechen und als Eisendreher (d. i. Zerspanungsmechaniker) seinen Lebensunterhalt verdienen. Die bildende Kunst faszinierte den jungen Mann sehr; Béla Kádár begann zu malen und schrieb sich im Jahr 1902 an der Budapester Kunstakademie ein. Im Jahr 1906 konnte er einige seiner Bilder mit Erfolg in der ungarischen Nationalgalerie (Magyar Nemzeti Galéria) ausstellen. Vier Jahre später verließ er sein Heimatland Ungarn zum ersten Mal, um Paris und Berlin zu besuchen und die dortige Kunstszene kennenzulernen. In seiner Heimat feierte Béla Kádár weitere Ausstellungserfolge, 1913 wurde er im Rahmen einer Präsentation im Budapester Neuen Künstlerhaus mit den Meistern der Antike und der Frührenaissance verglichen. 1918 verließ er Ungarn mit der Absicht, dauerhaft in Deutschland und Frankreich zu leben.

Nähe zum Blauem Reiter und deutschem Expressionismus

Béla Kádár fasste auch im Ausland schnell Fuß; 1919 stellte er gemeinsam mit seinem Landsmann und Freund Hugó Scheiber (1873–1950) in Wien aus; 1920 zogen beide weiter nach Berlin. Der große Förderer der künstlerischen Avantgarde in Deutschland, Herwarth Walden (1878–1941), ermöglichte in seiner berühmten Galerie Der Sturm Béla Kádár im Dezember 1923 eine erste Einzelausstellung, auf der 57 Aquarelle, Ölgemälde, Pastelle und Zeichnungen zu sehen waren. Im Folgejahr 1924 stellte Kádár gleich zweimal in der Sturm-Galerie aus, einmal mit seinem Freund Scheiber und ein zweites Mal mit Lothar Schreyer (1886–1966). Auch in der von Herwarth Walden verantworteten Kunstzeitschrift Der Sturm wurden die Arbeiten Béla Kádárs publiziert, womit der ungarische Maler in einer Reihe stand mit Künstlern wie Marc Chagall (1887–1985), Wassily Kandinsky (1866–1944), Paul Klee (1879–1940), Oskar Kokoschka (1886–1980) und Franz Marc (1880–1916). Die amerikanische Malerin und Mäzenin Katherine Sophie Dreier (1877–1952) ermöglichte Béla Kádár zwei Ausstellungen im Brooklyn Museum in New York.

Ein eigenständiges und unverwechselbares Werk

Béla Kádár nahm während seiner Künstlerlaufbahn verschiedene Einflüsse auf; insbesondere der Blaue Reiter und die deutschen Expressionisten waren prägend für seine malerische Entwicklung, aber auch Futurismus, Kubismus, Konstruktivismus, Neo-Primitivismus und die Pittura metafisica (Metaphysische Malerei) hinterließen ihre Spuren im Schaffen des Ungarn, dessen ursprüngliche markante Bildsprache sich mehr und mehr zu einem romantischen Malstil wandelte. Ein Merkmal von Béla Kádárs Oeuvre ist die Verbindung der bäuerlichen Folklore seiner ungarischen Heimat mit Motiven des chassidischen Judentums, dem seine Familie zugehörte. Durch die mit ausgewiesener Perfektion ausgeführten Bilder zieht sich ein heiterer, freundlicher Grundton voller Empathie und Hoffnung, die dem Künstler selbst nach schmerzvollen persönlichen Erfahrungen nicht verloren ging: Kádár verlor Frau und Söhne durch den Holocaust, er selbst wurde 1944 in das Budapester Ghetto interniert und seine Bilder als »Entartete Kunst« diffamiert.

Béla Kádár starb am 22. Januar 1956 in seiner Geburts- und Heimatstadt Budapest.