Georg Friedrich Kersting – Geprägt durch den dänischen Klassizismus
Georg Friedrich Kersting wurde am 22. Oktober 1785 in Güstrow geboren. Der Sohn eines Glasermeisters wuchs mit vielen Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Möglicherweise erhielt er seinen ersten Malunterricht bereits von seinem Vater, gesichert ist allerdings nur eine Ausbildung bei dem ebenfalls in Güstrow ansässigen Maler Johan Beutel. In jedem Fall trat das künstlerische Talent Georg Friedrich Kerstings deutlich zutage und führte dazu, dass finanziell bessergestellte Verwandte ihm den Besuch der als fortschrittlich geltenden Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen ermöglichten. Dort studierte Georg Friedrich Kersting drei Jahre lang bei Christian August Lorentzen und Nicolai Abildgaard, deren Lehren er aber nur wenig abgewinnen konnte. Beeindruckt zeigte er sich hingegen von dem dänischen Maler Jens Juels, mit dessen Werk er sich in Kopenhagen ausführlich beschäftigen konnte. Der dänische Klassizismus hatte großen Einfluss auf die Malweise Kerstings, der nach dem Vorbild der Natur mit zarten und hellen Farben arbeitete und für seine Zeichenkunst mit einer kleinen und einer großen Silbermedaille ausgezeichnet wurde.
Vielversprechender Maler und Kriegsheld
Georg Friedrich Kersting zog im Jahr 1808 nach Dresden, das zu dieser Zeit ein Mittelpunkt der deutschen Kunstszene war und Künstler wie Caspar David Friedrich, Louise Seidler, Theodor Körner und Gerhard von Kügelgen anzog. Mit Friedrich unternahm Georg Friedrich Kersting eine Wanderung durch das Riesengebirge. Während er seinen Lebensunterhalt zunächst mehr schlecht als recht als Zeichenlehrer verdiente – ab 1811 unterrichte er die Kinder des Verlegers Carl Friedrich Ernst Frommann, den er Jahre später auch porträtieren sollte –, konnte er mit seinen frühen Interieurbildern erstmals als Maler auf sich aufmerksam machen. Kein Geringerer als Goethe riet im Jahr 1813 dem Weimarer Hof zum Erwerb von zwei Kersting-Werken. Der Dichterfürst, der durch Kerstings Malerkollegin und Modell Louise Seidler auf die finanziell prekäre Lage des jungen Malers aufmerksam geworden war, unterstützte diesen auch durch eine Lotterie. In der aufgeheizten politischen Stimmung nach der Niederlage Napoleons in Russland im Jahr 1812 trat auch Georg Friedrich Kersting dem Lützower Corps bei, was ihm allerdings nur durch die finanzielle Unterstützung seines Freundes Friedrich und der Familie Kügelgen möglich war. Für seinen tapferen Einsatz in der Schlacht an der Göhrde erhielt er das Eiserne Kreuz, das er auch stolz auf einem Selbstbildnis verewigte.
Große Erfolge mit Biedermeier-Interieurs
Georg Friedrich Kersting musste in dem vom Krieg gezeichneten Dresden erneut als Zeichenlehrer arbeiten, um seinen Unterhalt zu sichern. Alle finanzielle Unsicherheit hatte aber ein Ende, als er 1818 zum Malervorsteher der Königlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur in Meißen berufen wurde, eine Stellung, die er bis zu seinem Lebensende mit Erfolg ausübte. Er konnte es sich nun erlauben, eine Familie zu gründen und bekam mit der Tochter des Dresdner Hofpostmeisters, Agnes Sergel, vier Kinder, zu denen der früh verstorbene Landschafts- und Historienmaler Hermann Karl Kersting zählte. Mit dem Gemälde Apoll mit den Stunden dankte Georg Friedrich Kersting, seit seinem 24. Lebensjahr Mitglied der Freimaurer, seinen Logenbrüdern für die Ernennung zum »Meister«. Den Großteil seines Werkes machten Biedermeierszenen aus, auf denen er Personen aus seinem unmittelbaren Umfeld in ihren Wohn- oder Arbeitsräumen zeigte. In den 1830er und 1840er Jahren entstanden aber auch Porträts, Historienszenen und Landschaftsbilder. Oft herausgestellt wird vonseiten der Kritik die koloristische Verarbeitung des Lichteinfalls, die an Jan Vermeer van Delft erinnert.
Georg Friedrich Kersting starb am 1. Juli 1847 in Meißen.
Georg Friedrich Kersting - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: