Chris Killip fotografierte schon als Jugendlicher
Chris Killip wurde am 11. Juli 1946 in Douglas auf der Isle of Man geboren. Seine Eltern betrieben dort den überregional bekannten Highlander Pub, er selbst verließ die Schule bereits mit 16 Jahren, um eine Ausbildung zum Hotelmanager zu absolvieren und dabei zeitgleich als Strandfotograf zu arbeiten. Die Fotografie wurde schnell zu seinem eigentlichen Steckenpferd, so dass er mit 18 Jahren nach London zog, wo er als Assistent des Werbefotografen Adrian Flowers (1926–2016) arbeitete. Chris Killip verdingte sich im Anschluss an diese Tätigkeit als freier Fotograf und half zeitweilig im Pub seines Vaters aus.
Ein gutes Auge für Menschen und Landschaft
Chris Killip konzentrierte sich ab 1969 ganz auf seine Fotografenkarriere; die Bilder aus dieser frühen Phase wurden 1980 in dem vom Arts Council herausgegebenen Buch Isle of Man: A Book of Manx veröffentlicht, ergänzt mit Texten des Kunstkritikers, Malers und Dichters John Berger (1926–2017). Bereits 1972 hatte der Arts Council Chris Killip damit beauftragt, Bury St. Edmunds und Huddersfield zu fotografieren, und 1975 ermöglichte ihm der Gewinn eines Stipendiums von Northern Arts, nach Newcastle-upon-Tyne zu gehen, um den Nordosten Englands mit der Kamera zu porträtieren. Im Mai 1977 widmete die inzwischen eingestellte Fotografie-Zeitschrift Creative Camera der Arbeit von Chris Killip eine ganze Ausgabe. 1977 war Chris Killip Mitgründer und für 18 Monate erster Leiter der Side Gallery in Newcastle. 1988 fotografierte er für den italienischen Reifenhersteller Pirelli dessen Fabrik in Burton. Für dieses Projekt wechselte er zu Blitzlicht und Großformatkamera. Von 1992 bis 2004 dokumentierte Killip Pilgerfahrten im ländlichen Irland, die gesammelten Bilder wurden 2009 von Thames & Hudson unter dem Titel Here Comes Everybody publiziert. Auf den Bildern Killips sind oft Menschen in prekären Verhältnissen inmitten großer landschaftlicher Schönheit zu sehen, was den Fotografien eine eigentümliche Faszination verleiht.
Die Fotografie als gesellschaftskritische Literatur
Chris Killip sagte einmal, er habe kein wirkliches Interesse an der Fotografie, vielmehr seien es die Menschen, die ihn faszinierten. Die Fotografie betrachte er als eine Art Literatur, mit der er von den Menschen und ihren Lebensumständen, von geschichtlichen Zusammenhängen und ihren Auswirkungen erzählen und seine Beobachtungen und Erkenntnisse für die Nachwelt festhalten könne. Ohne Kamera würde er einen anderen Weg finden, sich mitzuteilen. Mit seiner Kamera ergriff er Partei für die sozial Benachteiligten, für marginalisierte Gruppen, die in den Augen der Mächtigen, vor allem der Wirtschaft, entbehrlich waren. Wenn er sich beim Blick durch das Objektiv unwohl fühle, dann wisse er, dass er am richtigen Ort sei. Seine Art des Fotografierens wurde mit Henri Cartier-Bresson (1908–2004), Paul Strand (1890–1976) und August Sander (1876–1964) verglichen. Mit der Fotografin Markéta Luskačová (*1944) hatte er seinen einzigen Sohn Matthew.
Chris Killip starb am 13. Oktober 2020 in Cambridge (USA) im Alter von 74 Jahren an Lungenkrebs.
Chris Killip - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: