Poul Kjaerholm

Poul Kjaerholm - Zwischen handwerklicher Tradition und modernem Design

Poul Kjaerholm wurde am 8. Januar 1929 im dänischen Østervrå geboren. Während seiner Ausbildung zum Tischler wuchs sein Interesse an Möbeln über die bloße Herstellung hinaus: Er begeisterte sich für den Entwurf und das Design und begann folgerichtig im Jahr 1949 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Kopenhagen. Dieser Werdegang schlug sich in der Arbeit des Künstlers nieder: Das Lebenswerk von Poul Kjaerholm verband immer auf einzigartige Weise die überkommenen Traditionen des Handwerks mit den innovativen Ideen und Techniken des modernen Designs. Bereits mit seiner Diplomarbeit konnte Kjaerholm 1951 die Fachwelt auf sich aufmerksam machen und seine große Karriere andeuten: Sein Stuhl PK 25 bestach mit einem Rahmen aus verchromtem Flachstahl und einer Rückenlehne aus Fahnenschnur. Der Rückgriff auf Stahl stellte für Poul Kjaerholm keinen Verstoß gegen sein Streben nach Einfachheit dar – er begriff Stahl durchaus als natürlichen Werkstoff und betrachtete ihn anders als einige seiner Kollegen in diesem Zusammenhang als dem Holz gleichwertig.

Künstlerische und kommerzielle Erfolge mit Stahlmöbeln

Poul Kjaerholm übernahm 1952 einen ersten Lehrauftrag und stellte dabei seine pädagogischen Fähigkeiten unter Beweis; gleichzeitig setzte er selbst seine Studien fort bei Professor Erik Herløw und Professor Palle Suenson. 1953 heiratete er Hanne Kjaerholm, eine Architektin, die sich ihm als ebenbürtige Partnerin erwies und als eine der ersten Frauen ihr eigenes Architekturbüro besaß. Nachdem Kjaerholm etwa ein Jahr lang für den dänischen Möbelhersteller Fritz Hansen tätig gewesen war und in dieser Zeit einige bemerkenswerte Prototypen von Möbeln entworfen hatte, begann er 1955 seine höchst erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem dänischen Unternehmer Ejvind Kold Christensen, die bis zu dem frühzeitigen Tod des Künstlers bestand. In der über zwei Jahrzehnte währenden Partnerschaft entstanden zahlreiche gefeierte Möbeldesigns. Besonders der 1956 entworfene Stuhl PK 22, der aus einem einzigen Stahlblech bestand, war sogleich nicht nur ein künstlerischer, sondern auch ein kommerzieller Erfolg. 1982 schloss sich der Kreis: Poul Kjaerholms alter Auftraggeber Fritz Hansen übernahm die Kjaerholm Collection von Evjind Kold Christensen und produziert diese mit Erfolg bis in die Gegenwart – 2007 wurden sogar bislang unveröffentlichte Entwürfe von Poul Kjaerholm zum ersten Mal umgesetzt.

Der Stahl ermöglichte dem Künstler das Spiel mit dem Licht

Poul Kjaerholm setzte zwar im Kontrast zu seinen großen skandinavischen Designerkollegen vor allem Stahl und kaum auf Holz, kombinierte seinen bevorzugten Werkstoff aber immer wieder auf einprägsame Weise mit anderen Materialien wie Leder, Marmor oder Zuckerrohr. Am Stahl schätzte Kjaerholm vor allem die Eigenschaft der Lichtbrechung, die ihm ein künstlerisches Spiel mit Reflektionen erlaubte. Für seine Arbeit erhielt Poul Kjaerholm Preise und Auszeichnungen, darunter gleich zweimal den Großen Preis der Mailänder Triennale 1957 und 1960. 1976 wurde er zum Professor an die Kopenhagener Kunstakademie berufen, deren Leitung er schließlich übernahm.

Poul Kjaerholm starb am 18. April 1980 im Alter von nur 51 Jahren in Hillerød.