Paul Paede

Paul Paede wurde am 31. Dezember 1868 in Berlin geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und musste den frühen Tod seiner Mutter beklagen, die an Lungenkrebs starb. Auf den Besuch der Volksschule folgte eine Ausbildung zum Lithografen und die Arbeit in einer angesehenen Druckerei in Hannover, ehe er sich im Mai 1900 an der Akademie der bildenden Künste in München einschrieb. Dort studierte Paul Paede bei Ludwig von Löfftz, der selbst bei Wilhelm von Diez gelernt hatte und diesem auf den Stuhl des Professors der Akademie nachgefolgt war. Diez galt als wirkmächtiger Wegbereiter der Moderne, der die Abkehr vom Historismus und die Hinwendung zum malerischen Kolorismus in München eingeleitet hatte. Zu seinen Schülern zählten Franz Marc, Wilhelm Trübner, Fritz Mackensen und Max Slevogt. Auch Paul Paede selbst wurde Teil dieser Avantgarde, erhielt bereits nach nur einem Semester ein Stipendium und konnte sich an verschiedenen Ausstellungen beteiligen.

Paul Paede wurde maßgeblich geprägt von der Münchener Malerszene um Max Slevogt und Lovis Corinth sowie der Künstlergruppe Scholle. Weitere wichtige Impulse empfing der Künstler von der französischen Malerei des späten 19. Jahrhunderts. 1912 heiratete er seine 22 Jahre jüngere Frau Olga, die ihm häufig als Aktmodell diente. Überhaupt malte Paede neben seinen zahlreichen Akten gerne die Familie: seine Söhne Paul und Walter mit ihrer Mutter in Schondorf am Ammersee, wo die Familie regelmäßig die Sommerferien verbrachte. Die größten Erfolge feierte Paul Paede ohne Zweifel mit seinen Frauenakten, auf denen der Künstler seine Modelle als selbstbewusste Persönlichkeiten zeigt, die sich ihrer Nacktheit nicht schämen und ihre Körper ohne Scheu präsentieren. Daneben entstanden aber auch Porträts und vor allem Landschaftsbilder, deren Motive er auf ausgedehnten Radtouren entlang der Amper oder bei Besuchen im Englischen Garten fand.

Paul Paede gehörte der Münchener Künstlergenossenschaft an und galt zu seiner Zeit als erfolgreicher und respektabler Künstler, der über ein ordentliches Einkommen verfügte und ein intaktes Familienleben pflegte. Dazu trug bei, dass der Künstler seine Kunst mitunter dem Handwerk unterordnete und den aktuellen Bedürfnissen Marktes Rechnung trug. Paul Paede bemühte sich immer wieder, auch den Wünschen seines Publikums Rechnung zu tragen; gerade seine Akte verraten häufig mehr Handwerk als Originalität, während die eindrucksvollen Porträtstudien und Landschaftsdarstellungen eine höhere künstlerische Eigenständigkeit aufweisen. Es ist also nicht die bedingungslose avantgardistische Revolution, die Paul Paedes Kunst prägt, nicht das entfesselte, umstürzlerische Genie, sondern das reife Kunsthandwerk, das der Künstler allerdings meisterlich beherrschte. Vielleicht findet sich darum im Werk Paul Paedes nicht der eine große Wurf, in der Zusammenschau aber entfaltet sich ein höchst stimmungsvolles Oeuvre, das Zeugnis über einen begabten Maler gibt, der heute noch Beachtung verdient.

 

Paul Paede starb am 4. Januar 1929 in München an Lungenkrebs.