Wilhelm Schmid war zu seiner Zeit ein gefeierter Star und Meister der »Neuen Sachlichkeit«, geriet nach seinem Tod aber in Vergessenheit. In den letzten Jahren wurde der deutsche Maler zögerlich wiederentdeckt – zuletzt 2018 auf einer Ausstellung in Potsdam anlässlich des 100. Geburtstags der »Novembergruppe«, zu deren führenden Mitgliedern der Künstler gezählt hatte.
(...) WeiterlesenWilhelm Schmid - Als Künstler Autodidakt und Revolutionär
Wilhelm Schmid wurde am 7. Februar 1892 in Remingen im Schweizer Kanton Aargau geboren. Die Kindheit verbrachte er bei seinem Onkel, einem Weinbauern, auf dessen Gut. Er besuchte zeitweilig die Primarschule in Basel und verdingte sich als Tagelöhner; das Interesse an der bildenden Kunst erwachte beim Betrachten römischer Kacheln und Kalenderbilder. In Brugg absolvierte Wilhelm Schmid eine Ausbildung zum Bauzeichner; der Wunsch nach Selbstständigkeit trieb ihn 1912 zur Emigration über Italien nach Berlin, wo er 1914 eine Anstellung in dem Büro des Architekten Paul Renner fand. Der Auftrag, als Architekt die Neugestaltung der Villa Metz in Potsdam zu leiten, führte ihn mit der Tochter der Eigentümerfamilie, der Kammersängerin Maria Metz, die unter dem Künstlernamen Maria Alba auftrat, zusammen. Die Hochzeit des Paares im Jahr 1918 brachte Wilhelm Schmied zusätzliche finanzielle Sicherheit und erlaubte es ihm auch, den Fokus weiter auf seine angestrebte Künstlerlaufbahn zu richten. Im selben Jahr konnte sich der junge Maler, der seine Kenntnisse weitgehend als Autodidakt erworben hatte, als eine der führenden Stimmen der avantgardistischen Berliner Kunstszene positionieren.
Kritikerliebling in der deutschen Kunstszene
Wilhelm Schmid war maßgeblich an der Gründung der Novembergruppe beteiligt, zu der auch andere große Namen wie Otto Dix, Rudolf Belling und Wassily Kandinsky gehörten. Die Vereinigung zeichnete sich nicht durch eine einheitliche Stilprägung und Formensprache, sondern durch ein gemeinsames Programm zur Veränderung der Kunst aus. 1920 durfte er sein innovatives Werk, den in kräftigem Gelb gehaltenen und eigenwillig proportionierten Akt »La Luna«, im Ehrensaal der »Großen Berliner Kunstausstellung« präsentieren. Die Kunstkritik sparte nicht mit Lob und Wilhelm Schmid entschied sich endgültig, den erlernten Beruf des Architekten zugunsten einer Karriere als Künstler aufzugeben. Dabei machte er aus seiner Herkunft kein Hehl und inszenierte sich selbst gern als einfachen »Schweizer Bauern«. Das Haus des Ehepaars Schmid, das der Künstler selbst entworfen hatte, wurde zum Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen. 1924 versuchte Wilhelm Schmid vergeblich, sich in der Künstlermetropole Paris zu etablieren; das anhaltende Desinteresse führte dazu, dass er seinen Zweitwohnsitz in Frankreich aufgab und mit seiner Frau nach Deutschland zurückkehrte.
Flucht aus Nazideutschland in die Schweiz
Wilhelm Schmid ließ sich in den ausgehenden 1920er Jahren vom französischen Surrealismus beeinflussen, der sich in Bildern wie Le Duel widerspiegelte und unternahm mehrere Reisen nach Frankreich und Italien. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete für Wilhelm Schmid doppeltes Ungemach: Zum einen wurde seine Kunst als »entartet« diffamiert, zum anderen wurde seine Ehefrau ihrer jüdischen Herkunft wegen bedrängt. Das Ehepaar kehrte in die Schweiz zurück, Schmid begriff sein neues Leben im Tessiner Brè-Aldesago als »innere Emigration«; Versuche, in der Schweizer Kunstszene Fuß zu fassen, misslangen: Sein letztes Werk im großen Format, La Cena (Der Heiland), verstörte die Schweizer Gemüter und erfuhr Ablehnung.
Wilhelm Schmid starb am 1. Dezember 1971 in Brè bei Lugano.
Wilhelm Schmid - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: