Laurie Simmons: Leere Puppenhäuser in Schwarz-Weiß
Laurie Simmons wurde am 3. Oktober 1949 in Far Rockaway, Queens, New York geboren. Die Tochter eines Zahnarztes und einer Hausfrau wuchs in der jüdischen Gemeinde ihrer Eltern auf und wurde von diesem Umfeld geprägt. Sie besuchte die Tyler School of Art and Architecture und erhielt dort im Jahr 1971 ihren Bachelor of Fine Arts. In den 1970er-Jahren begann sie ihre Karriere als Fotografin und erregte erste Aufmerksamkeit mit ihren Schwarz-Weiß-Bildern von einem Puppenhaus, womit ihr wichtigstes Markenzeichen schon früh in ihrem Schaffen angelegt war. Laurie Simmons fotografierte das Haus in leerem Zustand und fügte für weitere Aufnahmen eine Hausfrauenpuppe hinzu, die sie sitzend und stehend an verschiedenen Positionen in Szene setzte – sogar auf dem Kopf stehend. In einer Weiterentwicklung dieses Konzepts schmückte sie Puppenzimmer mit kleinen Nachbildungen ikonischer und damit leicht zu erkennender Kunstwerke. In der Rückschau bezeichnete Laurie Simmons diese Black Series als den stärksten Teil ihres Frühwerks.
Puppenspiele im Aquarium, zu Pferd und auf Weltreise
Laurie Simmons erweiterte im Jahr 1978 ihr Oeuvre um die Farbfotografie. Ihre Early Color Interiors entstanden zu einer Zeit, als das Fotografieren in Farbe noch immer den Ruch der Kommerzialität an sich hatte und der geschönten Darstellung verdächtig war, während die Schwarz-Weiß-Fotografie für sich Authentizität und künstlerischen Anspruch geltend machen durfte. Die fantasievollen bunten Orte der Sehnsucht, die Simmons schuf, fanden jedoch großen Anklang, und sie begann damit, Cowboy-Figuren im Stil alter Westernfilme zu fotografieren. Weitere Serien mit Puppen folgten – in Aquarien (Water Ballet, 1979–1981), vor berühmten Sehenswürdigkeiten (Tourism, 1984) und in verschiedenen Kleidungsstücken (Clothes Make the Man). In Zusammenarbeit mit dem Architekten Peter Wheelwright entwarf Laurie Simmons ein interaktives Puppenhaus, das sie Kaleidoscope House (2001) nannte und mit Miniaturkunstwerken zeitgenössischer Künstler dekorierte. 2006 drehte sie ihren ersten Film The Music of Regret, an dem der Hollywood-Kameramann Ed Lachman und die Schauspielerin Meryl Streep beteiligt waren.
Feministische Kunst in mitunter skurriler Bildersprache
Laurie Simmons beschäftigt sich als Künstlerin vor allem mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Zu ihren Puppenstuben gesellen sich Kuchen, Waffen, Musikinstrumente, eine Kombination, die auch immer wieder Skepsis hervorruft, zumal bei Feministinnen, die Puppen als typisch weibliches Klischee vehement ablehnen. Davon lässt sich Simmons nicht beirren, ebenso wenig von der Dominanz der Männer in der Malerei, die zu ihrer Zeit letztlich dazu geführt hat, dass sie sich für das Medium der Fotografie entschieden hat. Für ihre Kunst erhielt Laurie Simmons Preise und Auszeichnungen, darunter Stipendien der National Endowment for the Arts (1984) und der Guggenheim Fellowship (1997) sowie den Distinguished Alumni Award der Temple University (2006).
Laurie Simmons lebt und arbeitet in New York City und in Cornwall, Connecticut. Sie ist mit dem Maler Carroll Dunham (*1949) verheiratet; die Schauspielerin Lena Dunham (*1986) ist ihre Tochter.
Laurie Simmons - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: