Chaim Soutine

Frühe Impulse durch Cézanne und van Gogh führen ab 1917 zur Ausbildung einer charakteristisch gegenständlichen, jedoch heftigen Malweise: Der ungestüme, pastose Farbauftrag und die eigenwillige Deformation von Landschaften und Porträts erzeugen spannungsgeladene Kompositionen von ekstatischem Ausdruck, welche den zerrissenen, selbstzweiflerischen Charakter des Malers spiegeln. Die expressive Farbe und deren gestischer Auftrag scheinen sich dabei oftmals gegenüber dem Bildmotiv abstrahierend zu verselbstständigen. Herausragend ist die aus den 1920er Jahren stammende Serie von geschlachteten, teils ausgeweideten Tierkadavern („Le Boeuf écorché“, 1925), die sich sowohl aus der Auseinandersetzung mit Rembrandt als auch aus dem realistischen Naturstudium ergibt. Ab den 1930er Jahren folgt eine Beschäftigung mit Corot und Gustave Courbet, die zwischenzeitlich zu einer Beruhigung der Bildfläche führt. In seinem gestischen, subjektivistischen Ansatz weist Soutines singuläres Werk auf den abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre voraus.