Bertha Wegmann

Bertha Wegmann wurde von ihrem Vater gefördert

Bertha Wegmann wurde am 16. Dezember 1847 in Soglio in der Schweiz geboren. Im Alter von fünf Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Dänemark, wo der Vater den Lebensunterhalt der Familie als Kaufmann verdiente, privat jedoch eine große Leidenschaft für die bildende Kunst pflegte, die seine kleine Tochter nachhaltig prägte. Bertha Wegmann sah ihrem Vater beim Malen zu, mit dem er den größten Teil seiner Freizeit verbrachte, und zeigte auch eine Neigung zum Zeichnen. Der Vater erkannte bald das Talent seiner Tochter und förderte es insofern, als er ihr selbst Unterricht im Malen und Zeichnen erteilte; eine formelle Ausbildung erhielt Bertha Wegmann allerdings erst im Alter von 19 Jahren bei namhaften Künstlern ihrer Zeit, darunter der Landschaftsmaler Heinrich Buntzen (1803–1892), der Maler und Zeichner Frederik Ferdinand Helsted (1809–1875) und der Genre- und Porträtmaler Frederik Christian Lund (1826–1901).

Studienzeit in München, erste größere Erfolge in Paris

Bertha Wegmann zog mit Billigung und Unterstützung ihrer Eltern nach München, wo sie bis 1881 blieb und weiteren Unterricht bei dem deutschen Historienmaler Wilhelm von Lindenschmit dem Jüngeren (1829–1895) und dem österreichischen Genremaler Eduard Kurzbauer (1840–1879) nahm. Das Malen in der drückenden Enge des Ateliers gefiel ihr jedoch nicht, stattdessen zog es sie ins Freie, um unmittelbar nach dem Vorbild der Natur zu malen. In München lernte Bertha Wegmann auch die schwedische Malerin Jeanna Bauck (1840–1926) kennen, mit der sie zeitlebens eine enge Freundschaft pflegte und auch ein gemeinsames Atelier betrieb. Bertha Wegmann und Jeanna Bauck, die von Wegmann über 20-mal porträtiert wurde, unternahmen gemeinsam mehrere Studienreisen, die sie unter anderem nach Tirol und Venedig führten. 1881 zogen beide nach Paris, wo Wegmann im Salon de Paris und weiteren Salons ausstellte, dabei zunächst eine lobende Erwähnung und später eine Goldmedaille erhielt.

Ein Lehrstuhl an der Königlich-Dänischen Akademie

Bertha Wegmann kehrte als anerkannte Malerin nach Kopenhagen zurück. Ihre Bilder waren seit 1873 im Schloss Charlottenburg zu sehen, im Jahr 1883 wurde sie für ein Porträt ihrer Schwester mit der Thorvaldsen-Medaille geehrt. Vier Jahre später erhielt sie als erste Frau einen Lehrstuhl an der Königlich-Dänischen Akademie. Bis zum Jahr 1907 saß sie außerdem im Vorstand der Tegne- og Kunstindustriskolen for Kvinder, der Zeichen- und Kunstgewerbeschule für Frauen. Wegmann feierte auch internationale Ausstellungserfolge, so war sie auf den Weltausstellungen von 1889, 1893 und 1900 vertreten und wurde auf der Großen Berliner Kunstausstellung im Jahr 1894 mit einer kleinen Goldmedaille ausgezeichnet. Trotz dieser Erfolge hatte die Künstlerin in ihrer dänischen Heimat einen schweren Stand – man empfand ihren Stil als international und lastete dies ihrer Geburt im Ausland an. Ihre Bilder wurden nur von privaten Sammlern erworben, in öffentlichen Museen fand ihr Werk erst postum Aufnahme.

Bertha Wegmann starb am 22. Februar 1926 während der Arbeit an einem neuen Bild in ihrem Atelier in Kopenhagen. Ihr künstlerischer Nachlass wurde zugunsten bedürftiger junger Malerinnen versteigert.