Spätgotisches Medaillon mit Anbetung
Farbiges Maleremail auf Kupfer, Transluzidemail über Silber (?), sog. "paillons". Silbermontierung mit blauem Email und Vergoldung. Kleine punktuelle Verluste im Email (paillons), Kratzer, ältere Reparaturen, Vergoldung berieben. Verso Risse. Rahmen H 9,8, D 8,6 cm.
Limoges, Ende 14. / Anfang 15. Jh.
Das bedeutende kleine Kunstkammerobjekt steht in stilistischer Nähe zu den beiden Tafeln mit den Passionsmotiven, die sich in der Sammlung des Grünen Gewölbes Dresden befinden. Sie werden dem Umkreis des Meisters des Triptychons von Orléans zugeordnet und um 1500 datiert.
Unsere Plakette hat ein rundes Format, damit ergeben sich andere Bedingungen für die gestalterische Lösung. Diese ist dem Künstler aber mit seiner kreisförmigen Anordnung der Figuren gleichermaßen gut gelungen - er hat die Fläche optimal ausgenutzt. Bemerkenswert ist auch die feine plastische Modellierung der Gesichter und Hände durch Schattierung, die den Blick des Betrachters auf Mimiken und Gesten lenkt, also auf die Interaktion der Dargestellten.
Der Künstler hat die Kostbarkeit des Objekts zusätzlich durch eine technische Rafinesse betont, nämlich durch den Perlbogen aus Transluzidemail, der die Szene oben umfasst. Diese sogenannten "paillons" entstehen durch die Applikation kleiner eckiger oder runder Metallplättchen unter dem Farbfluss. Der Nimbus von Maria und die Kronen der beiden knienden Könige sind darin integriert, er reicht bis zum Saum des dritten Königs rechts.
Das kleine Medaillon wurde in einen Rahmen aus Vermeilringen, tordierten Kordeln und einem fast plastischen Laubkranz eingefügt. Er umschließt das Motiv so perfekt, betont seine Wertigkeit im sakralen wie im materiellen Sinn, dass man davon ausgehen kann, dass es sich um eine zeitgenössische Silberarbeit, also wahrscheinlich um den Originalrahmen, handelt.
Provenienz
Belgische Privatsammlung
Literaturhinweise
Zur Stilistik und Datierung vgl. die beiden Tafeln mit Kreuztragung und Kreuzigung aus dem Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (bei Weinhold, Maleremail aus Limoges im Grünen Gewölbe, München-Berlin 2008, Nr. 1).
Zur "paillon"-Technik s. das Triptychon von Jean I Pénicaud, datiert um 1525, im Berliner Kunstgewerbemuseum (bei Netzer, Maleremails aus Limoges, Berlin 1999, Nr. 2).