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Lot 1037 Dα

Seltene Hausmaler-Groteskenkanne

Auktion 1066 - Übersicht Köln
20.05.2016, 17:00 - Ausgewählte Objekte
Schätzpreis: 50.000 € - 80.000 €

Seltene Hausmaler-Groteskenkanne

Porzellan, Emaildekor, Vergoldung. In Form eines bärtigen Mannes, der auf einer Muschel hockend, mit beiden Händen einen als Fisch modellierten Ausguss umfasst. Der Henkel gebildet aus zwei verschränkten Figuren, eine Bacchantin auf einer Karyatide. Ein Helm mit einer Kröte als Deckel. Ohne Marke. Zinnmanschette um die Stirn (möglicherweise Reparatur des 18. Jahrhunderts), das Gesicht restauriert. Originaler Deckel geklebt, ebenso eine kleine Stelle am Fuß, Ausguss wieder angefügt. Vergoldung partiell stark berieben. Riss im Boden. H 15,3 cm.
Meißen, um 1726, der Dekor Anna Elisabeth Wald-Aufenwerth zugeschrieben, um 1730.

Im Inventar der Manufaktur von 1719, dem Todesjahr Johann Friedrich Böttgers, taucht das skurrile Modell erstmals ganz unprätentiös beschrieben auf als "1 faconnirt Thee-botgen-Form eines alten Mannes". Mehrfach wurde die Zuschreibung des außergewöhnlichen Porzellanstücks diskutiert. Der 2010 publizierten Katalog zur Sammlung Marouf gab Ulrich Pietsch erneuten Anlass, die seit 1998 vermutete "Autorschaft" Gottlieb Kirchners zu überdenken und den "Dresdener Hofsilberarbeiter" Johann Jakob Irminger oder - alternativ - den Meißener Porzellanformer George Fritzsche als Schöpfer der Kanne zu bevorzugen. Ganz sicher aber wurde das Modell inspiriert von der 1657 erstmals publizierten Grafik von Jacques Stella. Gottlieb Kirchner hat tatsächlich zwei große Ziervasen modelliert, die exakt an den Vorlagen orientiert sind und heute in der Porzellansammlung Dresden stehen. Mit solchen Vasen hat die Manufaktur bewiesen, was man statisch und skulptural leisten konnte.
Die Staffierung von Anna Elisabeth Wald-Aufenwerth schaffte es aber, sich von der in Porzellan ausgeführten Kopie eines Silbergefäßes zu emanzipieren und eine zusätzliche Qualität des synthetischen Materials aufzudecken. Mit einer für einen Hausmaler beeindruckend umfangreichen Emailfarbenpalette zeigt sie, was außerdem möglich ist: eine Steigerung der grotesken Wirkung durch eine nahezu unheimliche Lebensnähe. Ihre Mittel sind simpel. Zwar wird die Rundung der Kanne noch mit den modischen Hoeroldt-Chinoiserien bemalt, dann aber verändert eine hautfarbene Staffierung von Füßen, Händen und Nasenspitze das Bild - der Gnom erwacht aus seiner Versteinerung . Die Form tritt zurück und der Charakter in den Vordergrund. Aus einer Kanne wird eine höfische Narrenposse.

Provenienz

Hamburger Privatbesitz

Literaturhinweise

Eines von drei bekannten Exemplaren, bemalt von Anna Elisabeth Wald-Aufenwerth. Die beiden anderen Kannen publiziert im 1. Kat. Glanz des Barock, Bamberg o.J., Nr. 114 (die Kanne aus der Sammlung Ludwig, davor Sammlung Mühsam) und 2. im Kat. Frühes Meissener Porzellan, München 1997, unter Nr. 158 und bei Pietsch, Passion for Meissen. Sammlung Said und Roswitha Marouf, Stuttgart 2010, Nr. 57.
Eine (später?) in der Manufaktur dekorierte Kanne in der Sammlung Pauls Riehen (s. Kat. Porzellan des 18. Jahrhunderts, Bd. I, Frankfurt 1967, S. 108 f.)
Vgl eine weiße Kanne dieser Form in der Porzellansammlung in Dresden (Kat. Johann Friedrich Böttger zum 300. Geburtstag, Dresden 1982, , Nr. I/88.)
Drei weitere gleiche Kannen, aber mit Augsburger Golddekor, in:
1. The Cecil Higgins Art Gallery Bedford (bei Ducret, Meissner Porzellan, Braunschweig 1971, Nr. 146.
2. Ehemals Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden, verst. Sotheby´s 1995, Bd. III, Lot 1308.
3. Deutscher Privatbesitz (Kat. Frühes Meissener Porzellan, München 1997, Nr. 75).