Léonard Tsuguharu Foujita
Nu assoupi, Youki
1926
Öl und Tuschpinsel auf sehr feiner Leinwand 60,2 x 73 cm Unter Glas gerahmt. Am linken unteren Bildrand mit Tuschpinsel teils in japanischen Schriftzeichen signiert und datiert 'Tsugu Haru Foujita 1926'. - Mit geringfügigen Altersspuren wie schwachem Craquelé und einzelnen winzigen, retuschierten Farbausbrüchen. Die Leinwandumschläge an den Keilrahmenecken etwas durchgerieben.
In der Akademie der Schönen Künste in Tokyo ausgebildet, zieht es Foujita 1913 nach Paris. Am Montparnasse wird er bald in den Kreis der avantgardistischen Künstler aufgenommen und seine Gemälde werden ab 1925 in den bedeutenden Ausstellungen in Paris, Berlin, London, New York und Chicago gezeigt. Seine spätere zweite Frau, die Belgierin Lucie Badoud, ist eines der Modelle, das für ihn sitzt; er nennt sie "Youki".
Das lange Zeit unbekannt gebliebene Gemälde Foujitas steht in einer Werkreihe von großformatigen weißgrundigen Akt- und Porträtdarstellungen der zweiten Hälfte der 1920er Jahre und ist ein Beispiel für die ausgewogene Alliance von traditioneller japanischer Kunst - handwerklich wie mentalgeschichtlich - und der europäischen Avantgarde mit Einflüssen des Art Déco.
Geriebener Muschelkalk - in der Malerei Japans bevorzugt für die Gestaltung weißer, dem Schönheitsideal entsprechender Frauengesichter verwendet - und das mit Tuschpinsel gezogene feine Lineament entspringt dem Handwerkszeug des japanischen Malers; oft sind japanische Pinsel und Tuschblöcke in Foujitas Selbstbildnissen schmückendes Attribut (s. z.B. Buisson, Bd. 1, 26.62, 26.63, 31.12, 31.13).
Das Modell jedoch ist europäisch und in diesem Fall rotblond. Hieran entzündet sich auch das eigentümliche Faszinosum des herausragenden Beispiels für die wichtigste Schaffensphase bei Foujita: das Belebt-Unbelebte, das Plastisch-Lineare, das Verhältnis von monumentalem Bildaufbau zu der weißen Leere des Bildraums - alles in einer balletthaften elegischen Pose umgesetzt, machen den besonderen Reiz des vorliegenden "Youki"-Bildnisses aus.
Werkverzeichnis
Nicht bei Buisson
Zertifikat
Mit einer Foto-Expertise von Sylvie Buisson, Paris, vom 22. April 2010. Das Gemälde wird in Band 4 des Werkverzeichnisses aufgenommen (Archiv Nr. D26.241.H).
Provenienz
Privatsammlung Chemnitz (1926 im Kunsthandel erworben), seitdem in Erbfolge, Privatbesitz Nordrhein-Westfalen; Privatsammlung Rheinland
Ausstellung
Loiret 2010 (Château de Chamerolles), Foujita et ses amis du Montparnasse, o. Kat. Nr., S. 93 mit Farbabb.