Reliquienkästchen mit Engeln
Farbiges Champlevé-Email, graviertes, ziseliertes und vergoldetes Kupfer. Niedriger schmaler Giebelkasten aus sechs an den Ecken verkrampten Platten auf hohen L-förmigen Zargenfüßen. Gesägter Giebelkamm mit schlüssellochförmigem Durchbruch und Gravurdekor. Die Kugeln auf dem Giebel verloren, ebenso der Fallriegel und das Schloss. Nur kleine punktuelle Emailverluste. H 19, B 12,5, T 8,3 cm.
Limoges, Mitte 13. Jh.
Im frühen 13. Jahrhundert hat sich der Aufbau der Reliquienkästchen aus Limoges vom genagelten Holzkerntypus zum verkrampten bzw. in Ösen gelöteten Metallplattentypus verändert. Ein publiziertes Beispiel dieses neuen Architekturtypus ist das Reliquiar des Hl. Jakobus in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art New York (aus dem Nachlass von Benjamin Altman 1913). Barbara Drake Boehm beschreibt diese Konstruktion als ungewöhnlich für Limoges: „It represents an early attempt to create a container from a single sheet of copper, scored and bent.“ (S. 274) Vermutlich aber ist die Hinwendung zu einer einfacheren und mechanisch leichteren Fertigung ein Beleg für die große Nachfrage, die die Werkstätten innerhalb weniger Dezennien zu bewältigen hatten. Auch die schematische Ausstattung mit den gleichen, von Kreisen gerahmten Halbfigurenengeln auf den Längs- und Giebelseiten des hier vorgestellten Kästchens und die schlichte Ausarbeitung von Gesichtern und Haaren würde dafür sprechen. Nur auf den Längsseiten stehen Heiligenfiguren, auch in Kreisrahmen, die evtl. den Hl. Petrus und den Hl. Paulus darstellen.
Provenienz
Sammlung Dr. Adolph List, Magdeburg, verst. Hans W. Lange Berlin, März 1939, Lot 27
Süddeutscher Privatbesitz
Literaturhinweise
Vgl. Kat. Enamels of Limoges 1100 - 1350, New York 1996, Nr.83.