Südniederländischer Meister um 1520 - Die Verkündigung - image-1

Lot 2009 Dα

Südniederländischer Meister um 1520 - Die Verkündigung

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 210.800 € (inkl. Aufgeld)

Südniederländischer Meister um 1520

Die Verkündigung

Öl auf Holz. 15,7 x 10,7 cm.

In miniaturhaft feiner Malerei zeigt unsere kleine Eichenholztafel die Verkündigung an Maria: In einem gotischen Interieur nähert sich der in eine Albe gekleidete Engel Gabriel der vor einem Betpult knienden Jungfrau, die ihre Lektüre unterbricht und sich dem Engel mit einer leichten Drehung des Kopfes zuwendet. Als Bote Gottes hat er die rechte Hand grüßend erhoben, in der Linken hält er ein Zepter. Daneben schwebt in einem Strahlenkranz eine Taube mit ausgebreiteten Flügeln als Hinweis darauf, dass der Heilige Geist über Maria kommen und sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird. Die Verkündigung an Maria gehörte zu den wichtigsten Bildthemen spätmittelalterlicher Kunst, und Maler haben dem Geschehen häufig ein betont zeitgenössisches Aussehen verliehen. So zeigt unsere Tafel ein reizvolles gotisches Interieur mit Blendmaßwerk an der Rückwand und einem Maßwerkfenster, aus dem der Blick auf eine in Grün- und Blautönen ausgeführte Landschaft fällt. Auch der perspektivisch fluchtende Fliesenboden und das rote, zum Schutz vor Kälte mit Vorhängen ausgestattete Bett wird den Zeitgenossen durchaus geläufig gewesen sein. Abgeschlossen wird der Bildraum dann jedoch am unteren Bildrand durch einen irrealen Blumenrasen, der das Geschehen wiederum in eine andere Sphäre zu entrücken scheint. In der oberen rechten Bildecke ist die von einem Baldachin überfangene Skulptur des Moses mit den Gesetzestafeln zu erkennen, die typologisch den Bezug des Neuen Bundes zum Alten Bund des Alten Testamentes herstellt.
Die Komposition der vorliegenden Tafel geht letztlich auf Werke des Rogier van der Weyden zurück, zu nennen sind hier insbesondere die in den 40er und 50er Jahren des 15. Jahrhunderts gemalten Verkündigungsdarstellungen im Louvre und der Alten Pinakothek in München („Kolumba-Altar“). Stephan Kemperdick von den Staatlichen Museen zu Berlin datiert das Bild auf die Zeit um 1520. Entstanden ist es Kemperdick zufolge in den südlichen Niederlanden, möglicherweise in Brügge.

Provenienz

Seit 1981 als Leihgabe aus deutschem Privatbesitz im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main.

Literaturhinweise

Caroline Birkelbach: Eine bisher unpublizierte „Verkündigung“ im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main, unpublizierte Magisterarbeit, Frankfurt am Main 2001.