Lot 350 Dα

Josef Eberz lebte in den Jahren 1917/1918 in enger Verbindung zu dem Sammlerehepaar Heinrich Kirchhoff in Wiesbaden. Sein Werk erhielt in dieser Zeit stilistisch wie motivisch neue künstlerische Impulse durch die vielfältige botanische Exotik, die im neu angelegten Garten der Wiesbadener Villa in großzügigster Weise gepflegt wurde. Kirchhoff hatte sich höchstwahrscheinlich u.a. von dem großherzoglichen Garteninspektor Joseph Anton Purpus aus Darmstadt beraten lassen; insbesondere dort, im Darmstädter Botanischen Garten, malte der Künstler wie er es selbst schilderte direkt vor dem Motiv. Für Eberz beginnt mit Kirchhoffs mäzenatischem Auftrag "eine Zeit rauschhaften Schaffens, in der botanische Fantasien, tropische, exotische, südliche Gärten und Landschaften, in denen Menschen und Tiere meist nur untergeordnet vorkommen, entstehen." (F.J. Hamm, Ausst. Kat. Wiesbaden 2017, op. cit. S. 149). Das vorliegende Stillleben lässt sich nach Auskunft von Sibylle Discher, Museum Wiesbaden, gut in diese Zeit und die vergleichbaren Bilder von Josef Eberz aus der Sammlung Kirchhoff einreihen, wenn auch ein "Weihnachtskaktus" sich motivisch bisher nicht hat dokumentieren lassen.