Ernst Ludwig Kirchner - Grasende Ziegen im Gebirge - image-1

Lot 236 Dα

Ernst Ludwig Kirchner - Grasende Ziegen im Gebirge

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 50.000 € - 55.000 €

Ernst Ludwig Kirchner

Grasende Ziegen im Gebirge
1918

Aquarell über Bleistift auf weissem Halbkarton 33,9 x 44,7 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts der Mitte mit Bleistift signiert und datiert 'E L Kirchner 18' sowie rückseitig unten links mit dem Basler Stempel "NACHLASS E.L. KIRCHNER" (Lugt 1570b), darin mit schwarzer Tinte bezeichnet "A Da/ Bm 2". - In schöner farbfrischer Erhaltung. Der Karton links im Rand und in den Ecken mit kleinen Knickspuren.

Kirchners farbsprühendes Blatt „Grasende Ziegen“ zeigt die Tiere im Steilhang, über ihnen das fließende Wasser einer Brunnentränke, dessen Blau im kräftigen Umriss der Tiere, in der Landschaft und in der Figur des Bauern im Hintergrund wieder aufgegriffen wird. Ergänzend kontrastieren die verschiedensten Grüntöne in der Vegetation zum Rotbraun der Tierkörper und des Holzes. Vor allem belebt Kirchners spezifischer zeichnerischer Duktus die gesamte Komposition in ausgeprägten, z. T. vereinzelten, für sich stehenden Strichlagen, die das beobachtete Motiv, von einer Diagonalen im Großen beherrscht, vollkommen durchrhythmisieren.
Kirchner lebte in den Sommern 1917 und 1918 oberhalb von Davos zunächst in gesuchter Einsamkeit auf einer Hütte der Stafelalp bis er ab September 1918 sich im „Haus in den Lärchen“ einmietete. „Kircher erarbeitete sich die ihn umgebende Landschaft künstlerisch. Das Monumentale der Berge und das ihm noch fremde Leben der Bauern faszinierten ihn von Anbeginn an. […] Genau diese künstlerische Reflexion seiner neuen Lebensumstände war für Kirchners Selbstverständnis von immenser Bedeutung. Auch das fotografische Festhalten der neuen Landschaft, seiner verschiedenen von ihm künstlerisch ausgestatteten Wohnateliers und der spontanen Zusammenkünfte mit Bauern aus der Nachbarschaft war Kirchner als Quelle künstlerischer Inspiration ebenso wichtig wie die früheren Atelieraufnahmen der tanzenden Gefährten und Modelle in Dresden und Berlin.“ (Beate Ritter, Bergwelten. Kirchners erste Jahre in Davos, in: Ernst Ludwig Kirchner. Retrospektive, Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt 2010, S. 175).

Provenienz

Aus dem Nachlass des Künstlers; Villa Grisebach, Auktion Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, 5. Juni 1993, Los 289; Galerie Iris Wazzau, Davos (rückseitiger Passepartout-Aufkleber); seitdem in westdeutscher Privatsammlung