Große Kratervase mit Marinedarstellungen
Messing, (Weiß?)blech, Aventurinlack, polychromer Öl-Lackdekor, Vergoldung, Perlmutt, facettiertes Glas. Aus zahlreichen Teilen gearbeitete Deckelvase auf niedriger quadratischer Plinthe, zwei Bügelgriffe in Schlangenform über plastischen Drachenköpfen. Um den Schaft eine mit Glas besetzte Manschette, der gebauchte Wandungsanstieg bemalt mit Tabakblättern. Auf beiden Wandungsseiten in großen Ovalreserven Darstellungen von Schiffen, ein Raddampfer und ein Dreimaster mit holländischer Flagge, bezeichnet "ANTWERPEN 1855" und "DOOR I.B. BREUGELMANS". Gestufter Haubendeckel mit großem Zapfenknauf und gelochtem Rand. Umlaufend sechs Vogeldarstellungen aus Perlmutt, in den schwarzen Lack eingelegt. H 82,5, D 44 cm.
Der Dekor Japan, Schule von Nagasaki, zugeschrieben, 1855, wohl im Auftrag eines Antwerpener Bestellers.
Die Manufaktur Stobwasser in Berlin bot um 1820 bereits ähnlich große Dekorationsobjekte an, wie die Kratervase auf Sockel in der Stiftung Stadtmuseum Berlin (Inv.Nr. II 72/797 D) belegt. Allerdings verwendete die norddeutsche Manufaktur keine Intarsien aus Schildpatt und auch keinen Aventurinlack. Die Pariser Manufaktur der Martin hingegen konnte diese Techniken nach japanischem Vorbild wohl schon in der Periode nach 1727 anbieten, als Guillaume und Etienne-Simon Martin ihre Werkstätten zusammenlegten. Mit dem Ende des ancien régime verschwand die Nachfrage nach solch prachtvollen Lackarbeiten und, nach dem Schließen der Werkstätten, auch die Kenntnisse um die Herstellung. Erst die importierten Produkte aus den asiatischen Kolonien sorgten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts für ein wieder anwachsendes Interesse an ausgefallenen Lacken.
Provenienz
Kopenhagener Privatsammlung.
Literaturhinweise
Vgl. Richter, Stobwasser Lackkunst aus Braunschweig und Berlin, Bd. I, München-Berlin 2006, Nr. 154.
Zu Möbeln mit Perlmuttintarsien s.a. Möller, Schimmern aus der Tiefe Muscheln Perlen Nautilus, Petersberg 2013, Kat. Nr. 219 ff.