Lot 22 Dα

Aus der Münchner Schaffenszeit Lovis Corinths stammt dieses ungewöhnliche, charmante Mädchenbildnis. Dasselbe junge, dunkelhaarige Modell ist auch auf zwei im selben Jahr entstandenen kleinen Bildnissen zu sehen, hier als Ganzfigur stehend vor dem zerwühlten Bett: „Das traurige Mädchen“ (Berend-Corinth 155), deren trauernde, das Gesicht verbergende Geste nur als Vorwand für die weitgehende Enthüllung ihres nackten Körpers dient, und „Das lustige Mädchen“ (Berend-Corinth 157), das sie lachend und nur notdürftig in ein Laken gehüllt zeigt.
Eingeschmiegt zwischen Kissen und Decke lächelt das Mädchen in dem hier angebotenen Gemälde den Betrachter direkt in ungekünstelter Fröhlichkeit an. Nur ihr Kopf mit dem lockigen Haarschopf und der unter dem Kinn gebundenen Spitzenhaube sowie die Finger ihrer linken Hand sind sichtbar, der übrige Körper bleibt unter dem voluminösen Deckbett verborgen. Die Intimität der Situation wird durch den engen Bildausschnitt und die gemalte querovale Rahmung noch unterstrichen. Der Betrachter kann sich als direkter Adressat ihres Lächelns ansehen, spürt aber zugleich die spielerische, erotisch aufgeladene Beziehung zwischen Maler und Modell.