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Lot 163 Dα

Puderdose aus einem Toiletteservice für das portugiesische Königshaus

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €

Puderdose aus einem Toiletteservice für das portugiesische Königshaus

Silber; vergoldet. Auf rund fassoniertem, mehrfach profiliertem Fuß der solide bombierte Korpus mit geraden Faltenzügen. Die Wandung umlaufend dekoriert mit reliefierten Lorbeergirlanden zwischen fein ziselierten Löwenmaskarons. Der wenig aufgewölbte Stülpdeckel wiederholt den Dekor des Fußes; auf dem Scheitel das bekrönte reliefierte Wappen des portugiesischen Königshauses. Ungemarkt. H 6,8; Durchmesser 7,8 cm, Gewicht 403 g.
Paris, François-Thomas Germain zugeschrieben, um 1756 - 1760.

Die Dose kann mit großer Sicherheit François-Thomas Germain zugeschrieben werden, der einer alten Pariser Goldschmiedefamilie entstammte, die schon seit 1679 Arbeiten an den französischen Hof lieferte. Als sein Vater, Thomas Germain, 1748 starb, übernahm François-Thomas dessen großes Atelier und den Titel des Orfèvre du Roi. Neben seinen regelmäßigen Lieferungen an den französischen König erhielt er, wie zuvor sein Vater, auch Aufträge anderer Höfe. So lieferte seine Werkstatt zwischen 1756 und 1760 umfangreiche Kommissionen an die russische Zarin Elisabeth. Etwa zur gleichen Zeit erhielt Germain von König Joseph I. den Auftrag, das von seinem Vater gelieferte Hofsilber des portugiesischen Königshauses zu ersetzen, das zum größten Teil einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1755 zum Opfer gefallen war. Ab 1756/57 lieferte François-Thomas Germain an die 1.200 Serviceteile für die königliche Tafel, darunter ein vergoldetes Toiletteservice, ein Déjeuner, vier Dutzend Teller, drei Dutzend vergoldete Messer, ein goldener Degen und zwölf Weinkühler in drei verschiedenen Größen.

Im Pariser Journal l'Avant-Coureur preist ein zeitgenössischer Autor in der Ausgabe vom 8. September 1766 ein von Germain gearbeitetes Vermeil-Toiletteservice für die Princesse de Portugal:
"Die Arbeit ist im Grunde schlicht und einfach, und doch enthält sie alle Anmut und Wertigkeit dieses Genres. Eine Sache, die nicht übersehen werden darf, ist die überragende Qualität der Vergoldung. Sie hält dem Vergleich mit purem Gold durchaus stand, was die deutschen Vergoldungen nie erreichen. Wir können Monsieur Germain nicht genug dafür danken, dass er diese in Frankreich vergessene Technik erneuert und zur Vollendung geführt hat (...). Er erweist sich als würdiger Erbe seines Vaters, den unsere großen Autoren unsterblich gemacht haben".



Provenienz

König Joseph I. (1714 - 77) und Königin Maria Anna von Portugal; deren Tochter, Prinzessin Maria, spätere Königin Maria I. (1734 - 1816),

Literaturhinweise

Vgl. die Zeichnung einer identischen Puderdose Germains mit dem portugiesischen Wappen, abgebildet bei Bapst, Études sur l'orfévrerie française du XVIIIe siècle, Les Germain, orfèvres-sculpteurs du Roy, Paris 1887, Tafel XXXIII. Vgl. auch eine Dose im Museu Nacional de Arte Antiga Lisboa, abgebildet bei Perrin, François-Thomas Germain, Éditions d'Art Monelle Hayot, 1933, S. 159. Eine Lavabokanne aus dem Toiletteservice abgebildet bei Hernmarck, The Art of the European Silversmith, London 1977, Nr. 682. Zu Germain vgl. auch ebd. S. 110, sowie Kat. der Sammlung D. David-Weill, Teil II, Nr. 25. Ein großes Kandelaberpaar des Meisters für Joseph I. von Portugal ist abgebildet im Kat. Royal Treasures from the Louvre, San Francisco 2013, Nr. 47.