Historistischer Tischspiegel von Wolfers Frères - image-1

Lot 240 Dα

Historistischer Tischspiegel von Wolfers Frères

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 14.000 € - 18.000 €

Historistischer Tischspiegel von Wolfers Frères

Silber, facettiertes Glas, Mahagoni massiv. Breiter asymmetrischer Rocaillenrahmen aus getriebenem Silber mit teilweise vollplastisch gegossenen und fein ziselierten Applikationen, Schilf und Mohnblüten. Das originale facettierte Glas hinterlegt mit Silberfolie, die Rückseite aus massivem, poliertem und profiliertem Mahagoni, ein Klappständer in Lyraform befestigt mit zwei Scharnieren (Riegel verloren). Marken: Importstempel Halbmond und Krone vor 1888, Lötigkeitsstempel 800/1000, MZ Wolfers Frères. H 65,5, B 44 cm.
Brüssel, Wolfers Frères S.A., um 1895 - 97.

Louis François Guillaume Wolfers (1820 - 1892) gründete 1850 in Brüssel ein Geschäft für hochwertiges Tafelsilber, das sich innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem der führenden Unternehmen in Europa entwickelte. Seine drei Söhne Philippe (1858-1929), Max (1859-1953) und Robert (1867-1959) traten 1877 in die Firma ein, aber erst 1885 wurde sie in „Louis Wolfers père et fils“ umbenannt. Das Firmen- oder Meisterzeichen wurde 1892/93 auf die drei fünfzackigen Sterne geändert. Fünf Jahre nach dem Tod von Louis, 1897, änderten die Söhne dann den Namen auf „Wolfers Frères“.

Philippe Wolfers war der talentierteste der Söhne. Schon früh beteiligte er sich an Entwurfsprozessen. Er besuchte die Brüsseler Kunstakademie und reiste 1873 zur Wiener Weltausstellung, wo ihn das erstmals präsentierte Kunstgewerbe aus dem fernen japanischen Kaiserreich zutiefst beeindruckte. So ist auch in diesem Tischspiegel der Einfluss des Japonismus in der Wiedergabe der Pflanzen deutlich zu erkennen. Philippe Wolfers hat sich hier noch nicht vom Historismus vollständig gelöst, der Aufriss ist vom Neo-Rokoko, dem beliebtesten Einrichtungsstil der Belle Époque, geprägt, aber die fein gegossenen und ziselierten Pflanzen verweisen schon auf den kommenden Art-Nouveau-Stil, die Epoche, in der Philippes Schmuckentwürfe Weltruhm erlangen.